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Heute schon gepowert?

In einem Artikel las ich vor kurzem zum ersten Mal den Begriff ‚power napping‘ für Mittagsschlaf, dazu die Anweisung: sechs Minuten Schlaf tankt die Batterien auf, um dann ausgeruht und mit neugewonnener Kraft (power) funktionieren zu können. Mittags ein power napping eingestreut und danach aktiv und leistungsfähig bis – ja bis? Ich war beim Lesen irritiert.

Ein Mittagsschlaf hilft oft Energien zu schöpfen – aber dabei soll ich schon wieder powern? In Zeiten vor dem power napping konnte man einfach ein paar Minuten die Augen schließen, sich entspannen und dann ging es weiter. Heute muss man danach richtig erfrischt und leistungsfähig sein – so die Botschaft.
Was mir am meisten zu denken gibt, ist die Verzweckung des Mittagsschlafes. Ein power napping von nicht mehr als zehn Minuten (bitte beachten!) ist wohl nur erlaubt, weil der- oder diejenige danach wieder leistungsbereit zu sein hat. Sogar der Mittagsschlaf oder andere kleine Pausen am Tag werden jetzt ökonomisiert: Was zur Leistungssteigerung hilft, ist gut und darf gemacht werden. Leistung ist das Ziel, um das alles sich dreht, und sie definiert, was wir tun dürfen und wie?
Dabei ist es einfach schön, die Augen zu schließen und zu wissen, dass jetzt Ruhezeit ist. Die Müdigkeit zu merken oder die Sonne auf der Haut zu spüren. Die Gedanken ziehen zu lassen und in diesem Augenblick zu sein. Von der Geschäftigkeit in das Da-Sein abzutauchen. Wenn das gelingt, dann ist es für mich ein „soul napping", ein Seelenschläfchen.
Dabei kann eine Ahnung aufsteigen, dass Leben jetzt und hier geschieht, den Augenblick auskosten und die Zeit still stehen zu lassen. So sein zu dürfen, wie ich gerade bin: kraftlos oder kraftvoll, traurig oder fröhlich, unter Druck oder entspannt. Ich bekomme eine Ahnung von der Schönheit und Weite des Lebens. Manchmal fühle ich mich dabei mit Gott verbunden. Kennen Sie das auch?
Wenn ich dann nach einigen Minuten die Augen öffne, geht der Alltag weiter. Nach einem „soul napping" strahlen die Pausen-Zeiten in mein Tun hinein: Ich bin innerlich ruhiger, gelassener, setze mich weniger unter Druck und überlege, was wirklich wichtig ist. Pausenzeiten wie ein Mittagsschläfchen helfen mir, mich immer wieder in der Gegenwart und manchmal im Göttlichen zu verankern. Dann merke ich, es geht im Leben nicht nur um Leistung und Funktionieren, sondern auch um das Da-Sein im Augenblick.
So wünsche ich Ihnen, dass Sie in Ihren Alltag regelmäßig eine Pause für die Seele einlegen können, sei das ein Mittagsschlaf, eine Kaffeepause, ein Halt an der Ampel, das Lesen eines Gedichtes oder das Hören eines Liedes... Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich und Ihrer Seele Gutes tun und dabei spüren, dass Sie vom Göttlichen umfangen sind.

Gutes „soulen",

Christiane Knobling
Aschaffenburg
Leiterin der Ökumenischen Telefonseelsorge Untermain