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Handle ebenso

Selten wurde ein Wort so in den Vordergrund wie „Barmherzigkeit“ in diesem von Papst Franziskus ausgerufenen heiligen Jahr. Es ziert nicht wenige Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt und leuchtet von Plakaten, es fasst Diskussionen zusammen und bringt manche Predigt auf den Punkt. Barmherzigkeit - ein wichtiges und großes Wort – unbestritten.

Wenn ein klein wenig davon den Weg in den konkreten Alltag und in unser Handeln findet, hat es sich wirklich gelohnt. Aber ein Selbstläufer ist es nicht. Es geht nicht um das Wort, sondern um die Herzenssache, die es bezeichnen will. Wie aber erreicht diese Botschaft nur das Herz, damit wir den anderen sehen und ihm oder ihr barmherzig begegnen?
Neulich ergab es sich, dass ich im morgendlichen Strom durch die Hauptstraße eine ganze Weile hinter einem Afrikaner herging, der sich offensichtlich immer wieder suchend nach einer Hausnummer umschaute. Plötzlich hielt er inne und wechselte so prompt die Straßenseite, dass der ganze ihm nachfolgende Menschestrom aus dem Rhythmus kam und einige sogar beinahe stolperten. Lautstark beschwerte sich ein mit Aktenkoffer und Tablet bewaffneter Mann. Konnte ich da nicht auch ein „Der kennt sich wohl hier nicht aus!" hören?
Tatsächlich aber lief der Afrikaner geradewegs auf einen am Boden sitzenden Obdachlosen zu, der mit einem handgemalten Pappschild auf sich und sein „Leben am Rande" aufmerksam machte. Er beugte sich tief zu ihm hinunter, kramte in seiner Hosentasche und legte ihm einige Geldstücke in die offene Hand.
Dieses Bild hat hat mich durch den ganzen Tag begleitet. Der Afrikaner war der einzige, der sich wirklich in der geschäftigen Straße am Morgen auskannte. Sein Handeln erinnerte mich spontan an die Mahnung Jesu, die er an das Gleichnis vom Samariter setzt: „Er sah ihn liegen und ging zu ihm hin". Und schließlich: „Handele ebenso!"
Da braucht es nicht viele Worte oder großformatige Aufrufe. In der persönlichen Begegnung und in der ehrlichen Zuwendung wird sich jeweils wirklich zeigen, was Barmherzigkeit meint und wie sie dazu hilft unserem Miteinander eine neue Qualität zu verleihen.
Hinsehen, hingehen und hinlangen – so einfach und konkret kann und muss Barmherzigkeit im Alltäglichen ankommen. Und nicht die Zunge, sondern das Herz zeigt uns dazu den Weg.

Klaus Becker
Diözesanreferent für Gemeindekatechese
Lohr am Main