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Gottesvertrauen

Seit ich 2001 für ein Vierteljahr in den USA war, beschäftigt mich das Thema „Angst“. Menschen, die sich aus Angst nicht mehr aus ihrer Wohnung trauen und alles, was sie brauchen, per Internet ordern. Städte, die vorschreiben, eine Waffe zu besitzen. Freunde, die lieber eine halbe Stunde Umweg in Kauf nehmen, als durch ein Viertel mit schwarzer Bevölkerung zu fahren.

Mein Vorhaben, alleine mit dem Auto durch die USA zu fahren, wurde von meiner amerikanischen Verwandtschaft als Selbstmordkommando bezeichnet. Ein paranoides Land dachte ich damals.
Nun befinden wir uns in Europa auch im Angstmodus. Angst vor Überfremdung, Angst vor Terror, Angst vor einer sich immer schneller verändernden Welt, in der nichts mehr sicher ist. In der Tat ist es so, dass wir alle Teilnehmer an einem großen Experiment sind, dessen Ausgang niemand kennt. Die Entwicklungen der letzten zwanzig Jahre haben unsere Welt von Grund auf verändert. Allen voran die Kommunikationsmöglichkeiten. Früher dauerte es Tage oder sogar Wochen, bis sich die Nachrichten über eine Katastrophe verbreiteten, heute sind wir via TV und Smartphone live mittendrin.
Vor ein paar Jahren musste ich meiner 80jährigen Mutter „verbieten", Mittags-TV zu schauen. Die Bilder und Berichte von Verbrechen, Morden, Überfällen, die ihr da täglich auf dem Mittagstisch serviert wurden, machten sie so nervös und ängstlich, dass sie von gar nichts anderem mehr erzählen konnte. Gut, dass sie mein Verbot befolgte. Nach ein paar Wochen war die Welt wieder besser - für sie. Ist es ihnen auch manchmal zu viel mit den Schreckensmeldungen?
Immer wieder werde ich gefragt: „Wie gehen sie denn damit um, Herr Pfarrer?" Das Gegenmittel gegen Angst ist Vertrauen. Vertrauen, ins Leben, in mich selbst, den Ehepartner, die Kinder, die Welt. Und in Gott, der es gut mit mir meint, der seine Hand über mir hält. Das ist keine Versicherung, dass alles gut geht. Ein Freund meinte sogar einmal, dass es Selbstbetrug sei. „Und wenn?", antwortete ich, „wenn ich dabei besser lebe, besser mit den Schwierigkeiten des Lebens klar komme?".
„Der Glaube an eine transzendente Macht stärkt die Resilienz, die seelische Widerstandsfähigkeit", so formuliert es die Medizin/Traumapsychologie. „Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Gott, hilfst mir, dass ich sicher wohne", so formuliert es die Bibel (Psalm 4,9).

Peter Kolb,
Seelsorger im Ökumenischen Kirchenladen Aschaffenburg