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Gottesdienst im Vorübergehen

Vor ein paar Wochen durfte ich beim Stapler-Cup in Aschaffenburg dabei sein. Als Mitglied im Promi-Team für einen guten Zweck Luftballons zerplatzen lassen. Nachdem ich dem Publikum natürlich nicht so bekannt bin wie Kati Wilhelm oder OB Klaus Herzog, wollte der Moderator mich dem Publikum vorstellen. Er sei gestern an meiner Kirche vorbeigegangen und habe bei der Frühmesse – spätestens da fragte ich mich:

Weiß er überhaupt, wer ich bin, und meint er auch wirklich die Christuskirche? Also er habe beim Vorbeigehen aus der Kirche da oben fröhlich singende Kinderstimmen gehört. Die hätten so begeistert gesungen, dass er sogar in die Kirche hineingespitzt habe. Da wusste ich, er meinte den Schulanfangsgottesdienst in der Christuskirche für die nahe gelegene Kolpingschule.
Für einen Normalbürger aus dem Norden Deutschlands, der den Ferienkalender nicht im Kopf hat, muss es in der Tat eine Begegnung der besonderen Art gewesen sein. Denn Schulgottesdienste, wie in Bayern üblich, sind andernorts undenkbar. Wie überhaupt die Rolle von Religion in der Schule in Süddeutschland bedeutend höher eingeschätzt wird als im Rest der Republik. Mit gutem Grund, so meine ich.
Vielleicht war der nette Moderator auch deswegen so angetan, weil er schon sehr lange keine Kirche mehr von innen gesehen oder aber weil er selbst nie Religionsunterricht gehabt hatte. Noch immer hält sich, gerade bei den so genannten Meinungsbildnern, der Ruf von „Reli" als einem Fach minderer Qualität. Irgendwo angesiedelt zwischen Mitgliedergewinnung und Langeweile. Dabei belegen Umfragen unter Schülern seit langem das Gegenteil. Der Religionsunterricht von heute leistet in allererster Linie Lebenshilfe. Er will konkrete Antworten geben auf konkrete Fragen heutiger Schülerinnen und Schüler im Kontext des Lebensraumes Schule. Die biblischen Geschichten sind dabei eine ganze Schatzkiste, die es zu entdecken gilt: Von der Wahrung der menschlichen Würde über die Bewahrung der Schöpfung, vom Wert echter Freundschaft über die Abgründe menschlicher Schuld, von der Unverfügbarkeit des Lebens bis zu den unsagbaren letzten Dingen von Tod und Ewigkeit.
Ich bin dankbar und froh über die vielen engagierten Religionslehrerinnen und Religionslehrer beider Konfessionen, die ihren Schülern dabei helfen, mündig im Glauben und damit selbstbewusst und stark zu werden. Also fromm und frei – im besten Sinne des Wortes.

Rudi Rupp
Evang. Dekan am Bayer. Untermain