„Wenn der Himmel uns heute ein wenig tauft, dann nehmen wir das als ein Zeichen des Segens Gottes“. Mit diesen Worten stimmte Dekan Jürgen Vorndran die Teilnehmer auf die zu erwartenden Regengüsse ein. Das wechselhafte Wetter schickte tatsächlich während der Feier noch den ein oder anderen Tropfen vom Himmel. Doch die Besucher des Schlosshofes hatten sich gut mit Schirmen und Regenponchos eingedeckt und ließen sich von der festlichen-heiteren Atmosphäre anstecken.
Vorsteher des Gottesdienstes waren der katholische Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele aus Würzburg und der evangelisch-lutherische Regionalbischof Helmut Völkel aus Ansbach. In einer Art Dialogpredigt gingen beide auf die Bedeutung von Johannes dem Täufer ein, der auch der Namensgeber des Schlosses ist. Scheele wies in seiner Ansprache darauf hin, dass der Name übersetzt „Gott ist gnädig“ heißt. Es sei die gemeinsame Aufgabe aller Christen, genau dies zu bezeugen. „In der Ökumene wären wir viel weiter, wenn alle Christen dieser Grundaufgabe gemäß leben und handeln würden“, sagte der Bischof, der auch Mitglied der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen ist. Regionalbischof Helmut Völkel führte aus, dass die Taufe Jesu durch Johannes uns Christen an unser gemeinsames Fundament erinnert. Er halte die Unterzeichnung der gegenseitigen Anerkennung der Taufe im April diesen Jahres im Magdeburger Dom für ein ermutigendes Zeichen für die Ökumene in ganz Deutschland: „Wenn wir bewusst aus der Taufe leben, sind wir getragen von der Erkenntnis: wir sind alle Gottes geliebte Kinder“.
An eben dieses Sakrament erinnerte auch eine eindrucksvolle Tauferneuerung. Zunächst wurde von Pfarrer Stefan Eirich der Anerkennungstext zum Grundverständnis über die Taufe verlesen. Dann sprachen Bischof Scheele, Regionalbischof Völkel und Pfarrer Stefan Akyz von der syrisch-orthodoxen Kirche den Lopreis über dem Wasser, das sich in einem großen, silbernen Taufbecken direkt neben dem Altar befand. Danach wurde es aus dem Becken geschöpft und alle Gottesdienstteilnehmer wurden damit mit dem Zeichen des Kreuzes in die Hand gezeichnet mit dem Zuspruch: „Du bist getauft, nichts kann dich trennen von der Liebe Gottes.“ Die anschließenden Fürbitten wurden von Vertretern aller in der Aschaffenburger ACK vertretenen Christlichen Gemeinschaften gesprochen.
Angesteckt von der guten, kirchentagsähnlichen Atmosphäre sagte Völkel zu der Feier im Schlosshof: „Heute können wir feststellen, dass Aschaffenburg eine starke ökumenische Identität lebt, die auch ein Markenzeichen dieser Stadt ist und auch von politischer Seite begrüßt und unterstützt wird.“ Einen wichtigen Beitrag zum guten Klang leistete auch die musikalische Gestaltung durch den Aschaffenburger Bläserkreis unter der Leitung von Reiner Förster und die Stiftschorknaben und –mädchen sowie dem Kammerchor der Stiftsbasilika unter der Leitung von Andreas Unterguggenberger. Der Wechsel zwischen kräftigen Trompetentönen, zarten Kinderstimmen und eindrucksvollen Chorgesang lud zum Innehalten und Mitsingen ein.
Der evangelische Dekan Volkmar Gregori bedankte sich am Ende bei allen Beteiligten. Zum Schmunzeln brachten die Gottesdienstbesucher seine Geschenke an die beiden Bischöfe: Völkel erhielt einen guten Frankenwein „weil in Ansbach kein Wein wächst“ und Scheele ein paar Sportschuhe „weil er noch fit ist wie ein Turnschuh“. Mit der bewegenden Feier wurde dem Jubiläum und den Kulturtagen ein ökumenischer Prägestempel aufgedrückt. Die Vertreter der beteiligten Christlichen Gemeinschaften waren sich zudem einig, dass der Konsenstext über die Taufe in alle Dekanate und Pfarreien getragen werden soll, damit dort die gemeinsame Basis aller Christen stärker ins Bewusstsein rückt.
Hintergrundinfo: Schloss Johannisburg
Das Wahrzeichen Aschaffenburgs ist eines der eindrucksvollsten Architekturbilder des 17. Jahrunderts. Bereits seit dem 13. Jahrhundert hatte an dieser Stelle eine immer weiter ausgebaute Burg gestanden, die aber im Markgräflerkrieg 1552 niedergebrannt wurde. Der Mainzer Bischof Johann Schweikart von Kronberg gab dann 1605 den Neubau des Schlosses als Residenz für die Mainzer Kurfürst-Erzbischöfe in Auftrag. Die Ausführung übernahm der Architekt Georg Ridinger. 1607 wurde die Wappenmauer fertiggestellt, die das Fundament für den eigentlichen Schlossbau bildet, 1614 konnte der Renaissance - Bau eingeweiht werden. Die dem Heiligen Johannes der Täufer geweihte Kapelle gab dem Schloss seinen Namen. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt. Der Wiederaufbau begann 1954 mit dem Ziel einer möglichst getreuen Wiederherstellung des äußeren Erscheinungsbildes. Richtfest konnte 1978 gefeiert werden.