Das Evangelische Bildungswerk, das Rudolf-Alexander-Schröder-Haus, hat in Zusammenar-beit mit der Katholischen Akademie Domschule diese Wanderausstellung in ökumenischer Eintracht nach Würzburg geholt. Ein vielfältiges Begleitprogramm greift einzelne Themenas-pekte auf und vertieft diese in künstlerischer Weise.
Gott weiblich? Was hat christlicher Glaube mit antiken, altorientalischen Göttinnen zu tun?
Darauf lassen sich unterschiedliche Antworten finden.
Der Glaube an einen einzigen Gott, der sich im Laufe einer langen Entwicklung in der Ge-schichte Israels herausgebildet hat, ist in einer Umwelt entstanden, die viele Formen der Göt-terverehrung kannte. Darunter auch machtvolle Göttinnen wie Ischtar und Isis. Der weit ver-breitete Kult um die Göttin Isis reichte bis in die neutestamentliche Zeit und darüber hinaus. Die neutestamentlichen Schriften halten daran fest, dass der Gott Israels, der sich offenbart hat als Befreier aus Sklaverei und als Geber der Tora, auch der Gott Jesu Christi ist, in welchem die Tora zu ihrer Vollendung kommt. Zugleich geht der Glaube an den einen Gott eine weitreichende Verbindung ein mit einer Gottessymbolik, die von männlichen Bildern beherrscht wird. Gott ist Hirte und König, eifersüchtiger Ehemann in der Beziehung zum Volk Israel und der Kirche, er ist Vater und Sohn und Heiliger Geist. In nur wenigen Bildern kommen auch „weibliche“ Züge Gottes zum Vorschein. Beispielsweise nennt Jesaja Gott je-manden, der uns wie eine Mutter tröstet.
Im Blick auf den christlichen Gottesgedanken der göttlichen Dreifaltigkeit von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist können wir die Frage von „Gott weiblich“ genauer fassen. Heute ist der Trinitatis-Sonntag, nach dem Pfingstfest fällt er mitten in die bayrische Ferienzeit hin-ein und wird kaum wahrgenommen und mit keinerlei Riten und Bräuchen geschmückt. Zu abstrakt, zu fern von allem, was uns angeht. Doch gibt es in der Nähe vom Chiemsee in Urschalling die Kirche St. Jakob mit einem mittelalterlichen Freskenzyklus, der die Dreieinigkeit Gottes in besonderer Weise zeigt: Zwischen zwei Personen rechts und links, die Gott Vater und Sohn zeigen, befindet sich eine junge Frau, die nicht leicht zu deuten ist. Eine „Heilige Geistkraft“ in weiblicher Gestalt oder die „Charis“, das lateinische Wort für Liebe, die Vater und Sohn liebevoll verbindet?
In Variation des Lutherischen Wortes vom Wasser allein, das freilich nicht reicht, möchte ich behaupten: Göttinnen allein und weibliche Gottesbildern helfen freilich nicht, aber sie können unsere Vorstellungskraft von Gott erweitern und dazu verhelfen, dass die Gottebenbildlichkeit von Frauen uneingeschränkt anerkannt werden kann. Eine wie auch immer begründete Ausgrenzung oder Minderbewertung von Frauen in geistlicher Hinsicht wäre dann überwunden.

Dekanatsbüro
Aschaffenburg
Treibgasse 26
63739 Aschaffenburg
Telefon 06021-392 123
Fax 06021-392 129