Was bitte soll Gott mit Gewalt, Terror und dessen furchtbaren Folgen zu tun haben? Das ist natürlich ein Extrembeispiel. Man darf schon auch fragen, warum man manchmal „Gott sei Dank“ sagt, wenn man bei einer Untat nicht ertappt wird oder das Unglück einen anderen getroffen hat und man selbst davon gekommen ist. Der Ausruf kann also durchaus auch missbraucht werden, um selbstsüchtiges Wollen einen religiösen Touch zu geben. Was also ist dran an diesem Dank an Gott, der uns so leicht und oft unreflektiert über die Lippen kommt? Im besten Fall unterstreicht er die Situationen im Leben, in denen unsere manchmal ach so große Selbstsicherheit durchlässig wird für die Erkenntnis, dass wir doch nicht alles in der Hand haben. Denn tief in uns steckt das Wissen, dass vieles im Leben Geschenk ist. Und dieser Ausruf unterscheidet sich vom auch weit verbreiteten „Glück gehabt“, weil er ein Gegenüber für die Dankbarkeit kennt. Gott wird so greifbarer, wird erkennbar an den guten Früchten, die uns im Leben manchmal völlig überraschend geschenkt werden. Der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel hat einmal gesagt: „Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an“. Aus dem Reflex des Danks an Gott könnte also eine Lebenshaltung werden, denn wer das „Danke“ des öfteren denkt, wird mit der Zeit zu einem Menschen, der von der Dankbarkeit beseelt ist. In diesem Sinne will jetzt auch ich am Ende dieses Kreuzwortes feststellen: „Für diesmal ist es wieder geschafft. Gott sei Dank!“.
Burkard Vogt,
Gemeindereferent in der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit der Diözese Würzburg