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Ganzjährig Weihnachten?

Eine Häuserschlucht, von hinten stapft ein Mann ins Bild, plötzlich von oben ein Schatten, ein Tannenbaum landet unvermittelt im Schnee, dann ein zweiter und ein dritter, überall öffnen sich jetzt die Fenster und Bäume fliegen... Vielleicht erinnern Sie sich wie ich an diesen Fernsehspot einer Möbelfirma aus den neunziger Jahren mit dem Hinweis auf den schwedischen Knutstag. Am 13. Januar wird in skandinavischen Ländern feierlich die Weihnachtszeit beendet: Der Weihnachtsbaum wird gemeinsam entschmückt, die Kinder dürfen sich die daran hängenden Süßigkeiten nehmen und – ja klar - der Baum wird wieder aus der Wohnung entfernt, vielleicht auch hie und da im hohen Bogen aus dem Fenster. Auch wenn mir kein solches oder ähnliches Ritual hierzulande bekannt ist, so markiert doch auch bei uns der Termin der organisierten Christbaumabholung das Ende der Weihnachtszeit.

Raus mit Christbaum und Weihnachtsschmuck - Wohnung, Vorgärten und Straßen werden wieder auf „normal“ gestellt. Auch in unseren Kirchen werden Christbaum und Krippen mit dem Ende der Weihnachtszeit abgeräumt: in der protestantischen Kirche am 6. Januar, dem Fest Epiphanias, in der katholischen den Sonntag darauf, am Fest der Taufe des Herrn. Mich beschleicht dann meistens ein ambivalentes Gefühl. Einerseits sollte alles Wichtige und Schöne vor einem "Zuviel" oder vor dem Gewöhnungseffekt bewahrt werden. Andererseits ist mir der Gedanke von einer „immerwährenden Weihnachtszeit“ wichtig geworden, den ich in einem Text von Pedro Casaldáliga (1928 – 2020) fand.

Dem brasilianischen Bischof und Befreiungstheologen ging es um Menschwerdung im doppelten Sinne: Wie kann durch mein Tun und Handeln etwas von dem erfahrbar werden, was mit der Geburt Jesu begonnen hat? „Ich habe nichts als die Wiege der Zeit, um seine Ankunft würdig zu betten, nichts als diese meine Arme, um Tag für Tag mit groben Steinen am Reich Gottes zu bauen.“

Nochmals zurück zu den Weihnachtsbäumen. In meinem Ort gibt es eine Reihe von fest angepflanzten Tannenbäumen, die im Dezember mit Lichterketten in Weihnachtsbäume verwandelt werden. Auch außerhalb dieser Zeit erinnern sie mich daran, dass mir mehr Menschlichkeit, Solidarität, Eintreten für Gerechtigkeit und Frieden ganzjährig möglich sind. Vielleicht gibt es bei Ihnen auch solche getarnten Weihnachtsbäume?

Andreas Bergmann, Pastoral- und Bildungsreferent, Kirchlicher Organisationsberater