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Kreuzwort vom 09.05.2020

Ganz ich sein dürfen

Es war einmal an einem Muttertag vor vielen Jahren. Irgendwas hatte mich so verärgert, dass ich beschloss, meinen Lieben einen Denkzettel zu verpassen: Ich setzte mich heimlich auf mein Fahrrad und fuhr davon. Ich stellte mir vor, wie sie entsetzt wären und sich fragen würden, wo denn die Mama ist. Sie sollten bitter bereuen, mich so geärgert zu haben - ausgerechnet an Muttertag! Und dann würde ich irgendwann zurückkommen und sie wären zerknirscht und es würde ihnen so richtig leid tun - jawoll. Ich fuhr also los, blieb extra lange weg und als ich zurückkam, musste ich entsetzt feststellen, dass sie mein Fehlen gar nicht bemerkt hatten!! Noch heute lachen wir über diese komische Situation, denn normalerweise kann ich mich bei meinen Lieben über mangelnde Aufmerksamkeit nicht beklagen. Es war einfach ein merkwürdiger Tag.

Merk-Würdig auch im tieferen Sinne. Nicht gesehen zu werden, verursacht tiefe Kränkungen.

Der Muttertag ist oft ein Versuch, etwas gut zu machen genau an jenen Menschen, denen man vielleicht zu wenig Aufmerksamkeit und Dankbarkeit zeigt.

Wir alle wissen: Ein Tag reicht dazu natürlich nicht, wirkt eher aufgesetzt, wenn es sonst nicht stimmt.

Was aber immer gut tut, ist gesehen zu werden, wie man wirklich ist. Und so sein zu dürfen, wie man ist.

Familie wäre eigentlich der Ort, an dem das so sein sollte und zwar für alle, nicht nur für Mütter. Aber oft bleiben wir im Alltag hinter diesem Ideal zurück. Weil wir Menschen sind und nicht göttlich lieben können, sondern nur menschlich. Im Mai gedenkt die Katholische Kirche besonders der Mutter Maria: Ich habe eine besondere Beziehung zu dieser Frau, seit ich einmal eine Marien-Ikone selbst anfertigen durfte. Dieses Bild sieht mich immer so an, als wüsste es alles über mich. Und niemals, wirklich niemals fühle ich mich von diesem Blick verunsichert. Manchmal lächelt sie mir schelmisch zu und manchmal gütig. Oft habe ich das Gefühl, sie sagt zu mir: „Wir beide wissen Bescheid.“ Und dann ist alles gut. Durch dieses Bild ist Maria für mich eine Frau geworden, die mich sieht, wie ich bin. Vor der ich SEIN darf, wie ich bin. Eine Frau wie ich: Eine Mutter des Lebens.

Und so wünsche ich allen Müttern und allen mütterlichen Menschen, dass sie an Muttertag nicht verloren gehen, sondern sich gefunden fühlen von göttlicher Liebe. Jeden Tag.

Eva Meder-Thünemann