Was mir an diesem Film besonders gut gefällt, ist eine Sequenz, in der gezeigt wird, was einzelne Charaktere zu tun „lieben“ und was nicht. Amélies Vater mag es zum Beispiel gar nicht, mit an den Beinen klebender Badehose aus dem Wasser zu steigen. Dafür ordnet er gerne sein Werkzeug. Die Mutter kann es nicht leiden, wenn ihre Finger nach dem Baden verschrumpelt sind – aber sie liebt es, das Parkett mit ihren Pantoffeln zu wienern. Über Amélie selbst werden nur „Lieblingstätigkeiten“ berichtet: Sie fährt gern mit der Hand durch Getreide, liebt das Geräusch von mit dem Löffel geknackter Crème brulée und lässt Steine übers Wasser hüpfen. Amélie freut sich an kleinen, alltäglichen Begebenheiten. Eben das macht ihre Welt so „fabelhaft“.
Ich habe mir überlegt, welche Alltäglichkeiten meine Welt „fabelhaft“ machen: Ich liebe es, den ersten Fußabdruck auf neu gefallenem Schnee zu hinterlassen; ich liebe den Duft, der aus einer frisch geöffneten Packung Kaffee strömt; ich liebe es, mit der Hand über Holz zu streichen...alles scheinbar nichts Besonderes. Aber mir tun diese Kleinigkeiten gut, ich kann mich daran echt freuen. Vielleicht finden ja auch Sie in Ihrem Alltag kleine Dinge und Momente, die sie zu tun lieben, die Ihre – momentan kleine – Welt etwas fabelhafter machen. Vielleicht schenken uns derartige Momente Hoffnung und die Ahnung von Größerem. Auch Jesus vergleicht das Reich Gottes mit einem winzigen Senfkorn, aus dem etwas Großes und Wunderbares werden wird.
Viele fabelhafte Momente wünscht Ihnen
Kerstin Gerlach, Klinikseelsorgerin am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau