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Kreuzwort am 09. Dezember 2022

Erwärmen statt erhitzen

Markttag, inmitten bunt drapierter Vielfalt darf ich aus der Fülle auswählen, als sich die Luft mit rhythmischen Trommel- und Schreitönen erfüllt. Die Geräuschkulisse rückt näher und entpuppt sich als eine Demonstration. Laut und fordernd ziehen Menschen durch die Straße, in den Händen große Plakate, auf denen sie ihren Protest zeigen. Neugierig geworden trete ich näher, um mitzubekommen, worum es ihnen geht. „Nein zu…, Kein…, Stopp…!“ Deutliche Ansagen, was sie nicht wollen, doch ich sehe kein Schild, wofür sie sind. Auch die aufpeitschende Stimme aus den Lautsprechern lässt mich im Ungewissen.

Ich höre nur Geschimpfe, doch keinen einzigen positiven Ansatz. Achselzuckend gehe ich zur Bushaltestelle und entnehme den Kommentaren der anderen Wartenden die gleiche Ratlosigkeit. Ich weiß bis heute nicht, wofür da protestiert wurde, allerdings fällt mir eine Parallele ein: Wie oft höre ich in Gesprächen Protest, Geschimpfe, Gejammer. Es wird geklagt und sich ausgekotzt, oft zu Recht. Und es ist wichtig, seinen Frust und seine Enttäuschung los zu werden, doch wenn es nur dabei bleibt, ändert sich nichts. Wie wohltuend, wenn sich da jemand zu Wort meldet und einen konkreten Vorschlag bringt, was verbessert werden könnte. Schlagartig ändert sich die Stimmung, wenn sich auch noch jemand bereit erklärt, mit anzupacken oder einen ersten Schritt in die richtige Richtung zu machen. „Es bekommt einer Sache besser, wenn sich einer dafür erwärmt, als wenn sich hundert darüber erhitzen“ (Robert Lembke). Lassen Sie uns doch in unsere Gesprächsrunden Gedanken und Worte der Zuversicht einfließen. Durchbrechen wir die Abwärtsspirale des nur Lamentierens und geben wir den weiterführenden konkreten Ansätzen Raum. Konstruktive Kritik, aufbauende Sätze und zukunftsweisende Visionen, die im ersten machbaren Schritt münden, bringen uns viel mehr voran und werden so zur Demonstration des Lebens.

Andrea Marquardt
evangelische Religionspädagogin in Aschaffenburg