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Eingetaucht oder Weggetaucht?

Kaum hat das neue Jahr das Licht der Welt erblickt, schon hat es seine Namen bekommen. Google öffnet einen bunten Fächer von Bezeichnungen und Hoffnungszuweisungen: Für die Astrologen steht das Jahr im Zeichen der Venus und des Hasen, die Vereinten Nationen haben das Jahr der Wälder ausgerufen, die EU-Kommission das Jahr des Ehrenamtes und der Freiwilligendienste.

Es wird das Jahr der Erinnerung an die Aufbruchsstimmung bei der Würzburger Synode vor 40 Jahren sein, aber auch das Jahr der Wochenendfeiertage und der Internetsperren.
Beeindruckt hat mich die Entscheidung der evangelischen Kirche, das Jahr 2011 unter das Zeichen der Taufe zu stellen. Immerhin sind 70% der Deutschen getauft und Mitglied einer Kirche, aber - kurioser Nachklang - nur die Hälfte der Christen unter 30 hält die Existenz Gottes für entscheidend. Die andere Hälfte hat vielleicht nicht verstanden, oder ihr ist auf dem Erfahrungsweg nicht vermittelt worden, was Taufe heißt. So sind die meisten weggetaucht.
Im Nachlass-Gedicht des jüdischen Dichters Paul Celan las ich die Verse

„da/ lieg ich, / den Seelen-/tang voller Namen um mich – /
ein /Ungetaufter,/ ein Getauchter.“

Getauchtsein führt in die Tiefe, ins Abgründige, wo den Dichter die vielen Namen, die vielen Wörter umschlingen wie Seetang. Mit ihnen bringt er sein Weltbild im Gedicht zur Sprache.
Und ein zum Christsein Getaufter? Welches Welt -und Gottesbild bringt er – eingetaucht in das Leben und den Geist Christi - zur Sprache? Das frisch getaufte Baby können wir leider nicht befragen, es kann nur plappern, schon eher den getauften Erwachsenen. Er könnte uns sagen: Getauft werde ich vom Eingespanntsein in meinen Beruf, von meinen Sorgen und beglückenden Erfahrungen, vom Verlust eines Menschen, von Krisen und Erschütterungen, von liebenden Menschen, die mich umgeben. Wer Taufe so sieht, hat im gewissen Sinne Recht. Er könnte aber weitergehen und sagen: Bei aller Oberflächlichkeit unseres Lebens, weiß ich als Getaufter, dass es im Leben mehr als alles geben muss, dass mein Leben von einem heilen Grund getragen ist, den mir niemand nehmen kann, dass ich in meinem Leben zu innerer Wandlung aufgerufen bin, wie Wasser sich wandelt, dass ich mich nicht vom Planeten Venus oder vom verstirnten Hasen her definiere, sondern von Christus, von seinem Leben, von seinem Kreuz und seiner Auferstehung, von seinem Geist, der in der Kirche, aber auch außerhalb der Kirche weiterlebt. Vertrauen wir als Getaufte darauf, dass das beginnende Jahr eine Lebensquelle hat, die ein menschliches und ein göttliches Gesicht trägt!

Peter Spielmann, Oberstudienrat