Doch das andere Wort macht mich stutzig: gepflegter Advent? Ganz andere Bilder stehen mir da vor Augen: Krankenbetten in Seniorenheimen und Krankenhäusern, Pfleger und Pflegerinnen, die mit den Autos der Sozialstationen unterwegs zum nächsten Pflegeeinsatz sind. Mit Advent haben die doch nichts gemein. Da ist nicht Heimeligkeit oder stimmungsvolle Atmosphäre gefragt, sondern vielmehr die konkrete Zuwendung zu Menschen, die auf andere angewiesen sind. Pflege ist anstrengende und immer wieder herausfordernde Schwerarbeit, die für die meisten unsichtbar bleibt, weil sie sich hinter verschlossenen Türen abspielt.
„Ich wünsche dir einen gepflegten Advent!“
Das klingt mit einem Mal ganz anders – spannungsreich! Vielleicht ist das sogar eine Einladung dazu, die Adventszeit anders einzufärben. Wesentliches geschieht vielleicht nicht so sehr im hellen Licht der Öffentlichkeit, auch wenn jetzt wieder alles getan wird, um auf wichtige Aktionen aufmerksam zu machen: Spenden für Kinder und Bedürftige, gestaltete Zeiten und wertvolle Texte, Impulse für jeden Tag und längst haben wir den Überblick verloren über die vielen Veranstaltungen, die sich im Advent auftürmen.
„Ich wünsche dir einen gepflegten Advent!“
Es kann sicher nicht darum gehen alle Anregungen aufzunehmen; auch jetzt im Advent gilt: nicht alles was gut gemeint ist, tut mir auch gut. Das kann nur jeder und jede für sich entscheiden. Den Advent zu pflegen kann aber bedeuten, immer wieder zu suchen und zu fragen, was mir wichtig ist und gut tut und den wesentlichen Dingen einen klaren Vorrang zu geben; gepflegt - so meine ich - ist es, Dinge zu tun, deren Sinn und Bedeutung ich kenne oder die ich weglassen kann, weil sie mir oberflächlich oder auch banal erscheinen – der heilige Nikolaus ist uns da ein sprechendes Beispiel: nur echt mit einem Herz für Kinder und Arme!
Ich wünschen allen Leserinnen und Lesern von Herzen einen gepflegten Advent.
Klaus Becker, Diözesanreferent, Lohr am Main