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Ein Kunstwerk erster Güte

„Ich habe diese Madonna 2007 bei einer Lichterprozession gesehen und ich war bass erstaunt!“ Der Leiter der städtischen Museen in Aschaffenburg Dr. Thomas Richter ist heute noch Begeistert, wenn er an diese Entdeckung denkt. Schließlich stellte sich bald heraus, dass es sich bei dieser Statue um ein bisher unbekanntes Stück des Augsburger Silberschmiedes Ignaz Saler handelt.

Über 50 Jahre, vermutlich sogar noch viel länger, war die sogenannte Silbermadonna bei den Englischen Fräulein in der Kapelle der Maria – Ward - Schule aufbewahrt worden. Von dort wurde sie zwei Mal im Jahr abgeholt. Sie diente bei der Fronleichnamsprozession als Mittelpunkt das Altars der Muttergottespfarrei vor dem Schloss Johannisburg und wurde im Oktober bei der Lichterprozession der Marianischen Männersodalität von der Muttergottespfarrkirche zur Sandkirche getragen.

Die Männersodalität ist auch Eigentümer der prachtvollen Mariendarstellung. Entstanden ist diese Vereinigung im Zuge der Gegenreformation. Aschaffenburg gehörte damals zum Erzstift Mainz. Unter Erzbischof Johann Schweikard (1604 – 1626) gründeten die Jesuiten 1612 hier eine Niederlassung. Der aus Magdeburg stammende Jesuitenpater Falco gründeten damals gemeinsam mit seinem Mitbruder Pater Ziegler eine Bürgersodalität mit dem Ziel, Laien zur geistlichen Gestaltung ihres Alltags anzuregen. „Eigentlich ein ganz moderner Gedanke“, sagt der Aschaffenburger Dekan und Kirchengeschichtler Stefan B. Eirich dazu. Da die katholische Kirche damals in der Auseinandersetzung mit dem Protestantismus stand, wurden die typisch katholischen Elemente stark betont. Deswegen hatte die geistliche Bewegung von Anfang an eine stark Marianische Ausrichtung.
Auch die teure Anschaffung der Madonna um 1750 herum weist auf eine beabsichtigte Demonstration des katholischen Glaubens hin. 1261 Gulden hatte die Arbeit gekostet, dafür hätte man zur damaligen Zeit etwa 12 sehr gute Reitpferde bekommen. Heute könnte man das vorsichtig mit dem Kauf mehrerer Mittelklassewägen vergleichen, meint Kunstexperte Dr. Richter. Die Investition nach fast 140 Jahren der Gründung der Männersodalität steht für einen Neuaufbruch der Vereinigung, die sich nicht mehr in erster Linie mit den Protestanten auseinandersetzen musste, sondern vor allem mit der Aufklärung. „Die Menschen wollten zeigen: unser Glaube ist uns etwas wert!“, so Eirich. Die Prozessionen, bei denen die Madonna mitgeführt worden ist, seien zugleich auch Demonstrationen gewesen. So wird das Kunstwerk laut Eirich auch zu einem Zeugnis einer lebendigen Auseinandersetzung mit dem damaligen Zeitgeist.

Sozusagen demonstriert wurde damals mit der Darstellung einer Maria Immaculata, die alleine schon durch ihre Größe von fast 1,70m die Blicke an sich zieht. Maria ist umgeben von 12 Sternen und bekleidet mit dem Licht der Sonne. Die Sichel des Mondes liegt zu ihren Füßen, eine Anspielung auf die Schilderungen der Apokalypse. Mit ihrem Fuß tritt sie auf die Schlange, Symbol des Bösen in der Welt. Ihre königliche Herrlichkeit wird durch die Krone und das Zepter symbolisiert. Auf ihrem linken Arm trägt sie das Jesuskind, dass mit einem Kreustab nach unten sticht und den Kopf der Schlange trifft. Das Bild ist hinterlegt mit einem Strahlenkranz barocker Prägung. Das ganze Arrangement lebt von dem Farbakkord zwischen den weiß-silbernen und den vergoldeten Partien. Das Werk greife den damaligen Zeitgeist auf, sei aber trotzdem eine außergewöhnliche Arbeit, sagt Dr. Richter: „Im Künstlerischen wächst das Werk weit über das übliche der Zeit hinaus und zeigt beispielsweise in den fein gearbeiteten Gesichtern der Figuren die Meisterschaft des Ignaz Salers“. An diesem Werk sei ablesbar, dass die Aschaffenburger damals etwas ganz besonderes wollten und es sich bei den Besten das Beste geholt haben.

Um dieses Prunkstück zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat sich die Aschaffenburger Männersodalität zu einer Dauerleihgabe an das Stiftsmuseum entschlossen. Gemeinsam hat man das Kunstwerk sorgfältig beim Würzburger Gold- und Silberschmied Markus Englert reinigen und restaurieren lassen, so dass es jetzt wieder in all seiner Pracht glänzt. Seit Januar 2009 ist die Madonna nun im Stiftsmuseum zu Hause. Das Museum wird zur Zeit umgestaltet und ab November soll es dann einen Raum geben, der das geistliche Leben in Aschaffenburg präsentiert. Dort wird die Statue einen wichtigen Platz einnehmen. Doch sie bleibt nicht einfach ein Museumsstück: weiterhin wird sie an Fronleichnam und am ersten Sonntag im Oktober zur Lichterprozession das Museum verlassen und die Menschen der Stadt auf die Herrlichkeit Gottes hinweisen.

 

Einen Radiobeitrag über die Strahklenkranzmadonna finden sie hier!

 

Stiftsmuseum:
Das Stiftsmuseum der Stadt Aschaffenburg bildet zusammen mit der benachbarten Stiftskirche und dem um 1220 entstandenen Kreuzgang ein einzigartiges baugeschichtliches Ensemble. Die Sammlungen umfassen wertvolle Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und mittelalterlicher Zeit.

Das Museum wird zur Zeit umgebaut und nur das Erdgeschoss ist zugänglich. Am 20. November werden die neugestalteten Räume von Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen eingeweiht.

Informationen zum Museum finden sich im Internet unter www.museen-aschaffenburg.de