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Die Zeit

Heute Nacht wird die Uhr umgestellt. Wir können am Sonntagmorgen eine Stunde länger im Bett bleiben und haben das Gefühl, dass wir eine Stunde geschenkt bekommen haben. Doch dies ist ein Trugschluss: Die Stunde, die uns im Frühjahr „weggenommen“ wurde, wird jetzt durch eine Verlängerung ausgeglichen.

Als Menschen sind wir der Zeit unterworfen. Die Zeit bewegt uns, weil wir in der Zeit und mit der Zeit leben. Manchmal vergeht die Zeit wie im Fluge, manchmal bleibt die Zeit stehen, da kommen uns Minuten wie eine halbe Ewigkeit vor.

Ende Oktober und Anfang November neigt sich auch das Kirchenjahr zu Ende. Und wir halten inne, denken selbst über unsere Endlichkeit nach. An Allerheiligen stehen die verstorbenen, heiligen Vorbilder im Glauben im Mittelpunkt. An Allerseelen gedenken viele katholische, aber auch evangelische Christenmenschen auf den Friedhöfen ihrer Verstorbenen. Manche gingen eine Zeit miteinander durchs Leben. Bei manchen hieß es in diesem Jahr, Abschied von einem geliebten Menschen zu nehmen.

In der Johannesoffenbarung ist von Jesus Christus ein Wort überliefert, das Gottes Umfangen der Zeit beschreibt: „Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt." Gott umfängt unsere Zeit, den Anfang und das Ende. Er ist Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Er geht mit und ist in unserer Zeit.

Für Martin Luther war es am Vorabend zu Allerheiligen im Jahr 1517 an der Zeit. In Gottes Zeit getragen verfasste er seine berühmten 95 Thesen gegen den Ablasshandel der römischen Kirche. Es war für ihn an der Zeit, die Heilspraxis seiner Kirche zu hinterfragen, sie wieder am Evangelium auszurichten. Er stand seiner Zeit für die Sache Gottes ein, riskierte Kopf und Kragen. Nach 499 Jahren hat die Zeit diese tiefe Wunde noch nicht geheilt. So lange gibt es nicht mehr die „Eine Kirche", auch wenn sich beide Kirchen einander in versöhnter Verschiedenheit angenähert haben. Wie lange wird die Zerteilung noch andauern?

Weil sich aber Christenmenschen immer neu von der Sache Gottes anstecken lassen, sich seiner Lieben verschreiben, werden Sie zu Boten Gottes in unserer Zeit, gestalten sein Reich mit in dieser Welt bis zum Ende ihrer Welt solange bis Gottes Reich aufgerichtet ist. Dann geht unsere Zeit ein in die Zeit Gottes: die Ewigkeit. Diese Zeit ist wirklich Geschenk!

Alexander Röhm
Evangelischer Pfarrer in Eschau