Eigentlich sollte darin der Dienst des Klerus neu zum Leuchten kommen. Die Geschehnisse der letzten Wochen seien in dieser Hinsicht allerdings ernüchternd. Mit Blick auf die aktuellen Missbrauchsskandale bemerkte er: „Wir wollen und dürfen nicht verdrängen, was geschehen ist.“ Doch es sei gerade in dieser Zeit wichtig, auf die Grundlagen des Priesteramtes zu blicken.
Zunächst klinge der Priester – Christus – Vergleich nach einem Anspruch, der von vorne herein zu scheitern droht. Hillenbrand betonte, dass die durch die Weihe erteilte sakramentale Vollmacht ausgerichtet ist auf die Vermittlung der Gnade Christi und keine generelle Legitimation aller möglichen Verhaltensweisen darstellt. „Der Priester soll im persönlichen Zeugnis verdeutlichen, das Jesus in Wort und Sakrament hier und heute da ist“, so Hillenbrand. Das Wort von der ‚Ganzhingabe’ will er in diesem Zusammenhang richtig verstanden wissen: „In der Spannung zwischen Wollen und Tun sind wir zunächst Menschen wie andere“. Immer wieder scheitern Priester am Anspruch, Jesu wirken in ihrem Leben darzustellen, deswegen bliebe eine Differenz zwischen Amt und Person. Diese Erkenntnis müsse zur Bescheidenheit bei den Amtsträgern führen, lebe die Berufung zum Priester doch vor allem aus einen Vertrauensvorschuss Jesu und nicht aus dem eigenen Können.
Neben dem Dienst am sichtbaren Glauben nannte der Generalvikar auch den Dienst an der Einheit als Kennzeichen des Priesterberufes. Auch dieser Dienst sei im Letzten nur von Christus her denkbar. Die Feier der Eucharistie und der Versöhnung, die Gemeindeleitung und der Dienst der Verkündigung sollen dieser Einheit Ausdruck verleihen. Hillenbrand deutete in diesem Zusammenhang den Zölibat als Möglichkeit, die Zuwendung Gottes zum Menschen als Beziehungsnetz einer universalen Liebe zu knüpfen. „Zölibat muss in diesem Sinn als Nähe zu den Menschen und nicht als kirchliche Variante des zeitgenössischen Single-Daseins erlebt werden“. Der Dienst an der Einheit stelle die Priester in Zeiten der Pfarreiengemeinschaften auch vor neuen Herausforderungen. Aber wie Jesus nicht alles getan, sondern einzelne glaubwürdige Zeichen der Hoffnung gesetzt hat, so müssten sich auch die Seelsorger heute nicht ‚Allzuständig’ fühlen.
Wie die Anfangsfrage nach dem Priester als zweiter Christus zu beantworten ist, machte Hillenbrand abhängig von der Perspektive, aus der man diesen Beruf betrachtet und vom gelebten Zeugnis des Amtsträgers. Für ihn steht aber fest: „Es hat dem Priesterberuf noch nie gut getan, wenn man ihn auf ein Podest gehoben hat, denn dann ist, wie die letzten Wochen beweisen, die Fallhöhe um so größer“. Der Generalvikar und ehemalige Regens bemerkte abschließend, ein richtiger Priester sei einer, der die Menschen aufrichtet, ihnen die frohe Botschaft ausrichtet und ihren Blick immer wieder auf Jesus hinrichtet.