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Die "Löffel-Liste"

Sie liegen im selben Krankenhauszimmer; beide haben Krebs. Nur wenige Monate bleiben ihnen noch. Jack Nicholson und Morgan Freeman spielen zwei grundverschiedene Männer, die sich zusammenraufen. "Das Beste kommt zum Schluss!" heißt der Film. Die Hauptdarsteller sind besser als das Drehbuch, doch die Kernidee, die "Löffel-Liste" hat etwas für sich.

Der eine beobachtet, wie der andere immer wieder Notizen macht, sie durchstreicht, Neues hinzufügt, den Zettel zerknüllt und wegwirft, wieder von vorne anfängt. Auf seine Frage, was das soll, bekommt er die Antwort: Das ist die Liste von Dingen, die er in seinem Leben noch tun will, bevor er "die Löffel" abgibt und darum die "Löffel-Liste".
Die Idee von der "Löffel-Liste" hat Charme. Ihr Vorteil: Sie funktioniert lange bevor das Ende des Lebens in Sicht kommt. Die "Löffel-Liste" kann helfen, dem Glück die Tür zu öffnen, das Loslassen zu üben, mit Überraschungen zu rechnen, uns und anderen Gutes zu tun.
Mögen Sie meine Vorschläge ergänzen zu Ihrer eigenen "Löffel-Liste"?
- Ich mache einen Spaziergang und sammle Farben für den Winter: Eine leuchtende Kastanie in der aufgeplatzten Schale. Sie erzählt vom Werden und Vergehen und von der Kraft des mächtigen Baumes, die in ihr ruht.
- Ich unterbreche meine Besorgungen, setze mich auf eine Bank und beobachte Kinder beim Spielen. Bilder meiner eigenen Kindheit steigen auf. Das Geheimnis des Glücks besteht darin, ganz im Augenblick zu sein.
- Ich übe eine kostbare Tugend: Die freundliche Kassiererin im Supermarkt und der hilfsbereite Arbeitskollege freuen sich über mein "Danke".
- Ich mache meiner Frau/meinem Mann ein Kompliment: "wow, chic siehst du aus!", "womit habe ich dich an meiner Seite bloß verdient?", "deine Küsse schmecken nach mehr".
- Paar-Aktivitäten auf der "Löffel-Liste" sind Muntermacher für die Liebe: Ein Tag in der Wellness-Oase, ein Abendspaziergang Hand in Hand, ein Kinobesuch, miteinander singen und tanzen, Zeit für Zärtlichkeit ...
Im Blick auf die täglichen Nachrichten von Gewalt hilft die "Löffel-Liste", mich nicht lähmen zu lassen, nicht beim Klagen und Anklagen zu bleiben:
- Ich besuche Asylbewerber in einer nahen Unterbringung und informiere mich bei den Ehrenamtlichen, die sich für sie engagieren.
- Ich lege vor dem Einschlafen vor Gott meine Fragen und Zweifel, meine Traurigkeit und meine Freude ab. Ich schicke fernen und nahen Menschen einen Segen.
Zu unserer Hochzeit 1986 bekamen meine Frau und ich von einem gemeinsamen Uni-Lehrer ein Buch geschenkt. Über der Widmung steht der verheißungsvolle Satz: "Das Beste liegt immer noch vor euch."
Je älter ich werde, desto kostbarer wird mir diese Glaubensüberzeugung. Sie gilt auch, wenn ich irgendwann wirklich den "Löffel abgebe": "Das Beste liegt immer noch vor euch."
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, möchte ich diesen Satz so ins Ohr flüstern, dass er von dort direkt in Ihr Herz dringt. Viel Freude und Phantasie bei Ihrer "Löffel-Liste!"

Burkhard Fecher, Gemünden
Pastoralreferent; Ehe- und Familienseelsorger;
Ehe-, Familien- und Lebensberater in Aschaffenburg