Martin Vogel, Religionslehrerin an der Aschaffenburger Fröbelschule, hatte im Oktober 2003 gemeinsam mit ihren Schülern die Idee, im Rahmen eines Gewaltpräventionsprojektes etwas für eine friedlichere Atmosphäre auf dem gemeinsam mit der Gutenbergschule genutzten Pausenhof zu tun. Sie gewann die Schulleitung und das Kollegium für das Projekt und suchte dann nach Schülern, die sich zum „Engel“ ausbilden lassen. Denn anderen etwas Gutes tun ist nicht immer einfach. Jeder zukünftige Pausenengel wird einem Lehrer zugeteilt und soll diesen bei der Pausenaufsicht unterstützen. Deswegen können sich Schüler ab der 3. Klasse bei dem Lehrer bewerben, dem sie später helfen wollen. Wenn dieser die Bewerbung akzeptiert, beginnt die Ausbildung. In sieben Einheiten werden Gesprächstechniken gelernt, die Beobachtungsgabe geschult und gemeinsam erarbeitet, wie man auf brenzlige Situationen reagieren kann. „Wir mussten die Giraffen- und die Wolfssprache lernen“, erzählt Tabea und meint damit, dass man schon an der Sprache erkennen kann, ob jemand nett oder böse ist.
Nach Abschluss der Ausbildung erhalten die frischgebackenen Pausenengel eine Plakette und ein Dienst-T-Shirt und dann kann es los gehen mit der Arbeit. Bei einem handfesten Streit schlichtend eingreifen ist nur eine der vielen Aufgaben - und das kommt zum Glück auch nur selten vor. Die Pausenengel sollen auch darauf achten, dass der Pausenhof sauber gehalten wird, dass kleinere Kindern in ihre Jacke schlüpfen wenn es kalt ist oder das es bei den Spielgeräten fair zugeht. In den Sommermonaten organisieren sie für ihre Mitschüler auch Spiele auf dem Pausenhof. Eine Aufgabenfülle, die in der Schule bereits Wirkung zeigt: „Die Atmosphäre in der Pause hat sich durch das Projekt zum Guten verändert“, stellt Frau Vogel fest. Dazu komme, so ergänzt die engagierte Religionspädagogin, dass auch die Schüler, die als Engel unterwegs sind, von ihrem Einsatz profitieren: „Man merkt ihnen den Zuwachs an Selbstbewusstsein richtig an“.
Nach anfänglicher Skepsis im ersten Projektjahr kommen jetzt immer mehr Anträge von den Schülern auf Aufnahme in das Pausenengel-Team. Da nur zwei Kinder je Klasse im Schuljahr ausgebildet werden können, gibt es inzwischen mehr Meldungen als Platz in den Kursen.
Seit neuesten haben die Pausenengel auch einen prominenten Paten: der Benediktinerpater Anselm Grün unterstützt das Projekt. Der Münsterschwarzacher Autor und Cellerar hat schon mehrer Bücher über die Himmelswesen geschrieben. Um die Pausenengel kann er sein Werk jetzt noch ergänzen. Das Projekt hat inzwischen auch schon einige Nachahmer an anderen Schulen gefunden, ein Mottolied wird zur Zeit von einem Liedermacher komponiert, ein Bilderbuch ist im Entstehen und der Fernsehsender „Kinderkanal“ hat seinen Besuch angekündigt.