Veitshöchheim/Waldaschaff (POW) Auszubildende aus dem Ausland sollen in Zeiten des Fachkräftemangels dabei helfen, ältere Menschen auch in Zukunft gut versorgen zu können. Im Neubau einer Senioren-Wohnanlange in Veitshöchheim (Landkreis Würzburg) entsteht eine internationale Auszubildenden-Wohngemeinschaft der Caritas-Einrichtungen gGmbH (CEG). Im Herbst ziehen zunächst fünf junge Menschen dort ein und werden zu Pflegefachkräften ausgebildet. Die Mehrheit von ihnen kommt aus Indien, als Teil eines deutsch-indischen Pilotprojekts.
Bei der CEG werden ab September insgesamt 16 junge Menschen aus dem südindischen Bundesstaat Kerala in Einrichtungen in Würzburg und Umgebung zu Pflegefachkräften ausgebildet. Wohnen werden sie zunächst vorübergehend im Bischof-Scheele-Haus der CEG im Würzburger Stadtteil Heuchelhof. Vier von ihnen werden nach der Fertigstellung der Räume im Oktober in die neue WG in Veitshöchheim einziehen, in der zudem eine afrikanische Auszubildende wohnen wird. Die übrigen sechs der insgesamt elf WG-Plätze hofft Georg Sperrle, Geschäftsführer der CEG, in der ersten Jahreshälfte 2025 vergeben zu können. Er erklärte: „Wir möchten daraus lernen und ähnliche Projekte auch in anderen Regionen umsetzen.“ Die Ausbildung neuer Fachkräfte aus dem Ausland sei ein vielversprechender Schritt, um die angespannte Personalsituation mittel- und langfristig zu entschärfen. „Wir müssen als Kirche und Caritas darauf schauen, dass wir alles dafür tun, um Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen“, erläuterte der CEG-Geschäftsführer die Motivation für das Vorhaben. Und er fügte hinzu: „Die Auszubildenden aus Kerala helfen uns dabei, Menschen weiterhin gut versorgen zu können.“
Sperrle, Geschäftsführer der CEG mit ihren 17 Senioreneinrichtungen an zehn Standorten in Unterfranken, gab mit Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz im Rathaus die Veränderung in der Belegung der neuen Seniorenwohnanlage in der Würzburger Straße 60 bekannt. Die Anlage in direkter Nachbarschaft zur Caritas-Senioreneinrichtung Sankt Hedwig umfasst zwei Häuser mit über 50 Wohneinheiten. Ursprünglich war geplant, in Haus eins eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für Seniorinnen und Senioren einzurichten. Doch aufgrund mehrerer Faktoren kann diese vorerst nicht verwirklicht werden. So wären etwa die Kosten für die Bewohnenden vergleichsweise hoch. Der Gesetzgeber übernimmt bei einer ambulant betreuten Unterbringung, im Unterschied zur stationären Betreuung, keine Kostenunterstützung beim zu leistenden Eigenanteil. Außerdem müssten weitere Fachkräfte zur Verfügung stehen, was angesichts des derzeitigen Personalmangels schwierig ist. „Wir können schon aktuell den Pflegebedarf in Deutschland nicht decken. Die Situation wird in Zukunft immer angespannter werden“, gab Sperrle zu bedenken. So gestaltet sich die neue Azubi-WG umso sinnvoller, da die Nutzung eines Teils der Wohnungen durch das Projekt der CEG dazu beiträgt, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Bereits in der ersten Hälfte des laufenden Jahres hat die CEG mehrere fertig ausgebildete Pflegefachkräfte von den Philippinen und aus Indien angeworben, die nun in der Altenpflege in Unterfranken beschäftigt sind. Insgesamt werden bei der CEG derzeit rund 40 internationale Pflegefachkräfte aus Mexiko, Indien und von den Philippinen integriert. Hinzu kommen nun auch noch die neuen Auszubildenden. „Wir freuen uns sehr über das neue Projekt“, zeigte sich Sperrle begeistert. Außerdem berichtete der CEG-Geschäftsführer in Veitshöchheim von einem Projekt der Caritasdirektorin Stefanie Krones vom Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn, wo man in der Vergangenheit bereits Pflegeschülerinnen und -schüler ausbildete, die aus Marokko zur Ausbildung nach Deutschland kamen.
Als Fach- und Kontaktmann für die Integration von ausländischen Fachkräften steht der CEG bei dem Pilotprojekt Professor Lukas Slotala von der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) zur Seite. In einem vom Europäischen Sozialfonds geförderten Projekt bildet Slotala unter anderem CEG-Mitarbeitende zu Integrationsbegleitenden aus.
Der aus Kerala stammende indische Priester Augustin Thomas Parambakathu, seit 2008 in der Diözese Würzburg und aktuell als Moderator und Teampfarrer im Pastoralen Raum Spessart Mitte tätig, hatte die Brücke von Deutschland nach Indien gebaut. Sein persönlicher Einsatz erst machte das Pilotprojekt zur Ausbildung junger Inderinnen und Inder bei der CEG möglich. Durch seine Kontakte zu einer Sprachschule in Kerala vermittelte er die Schülerinnen und Schüler, die nun ihre Ausbildung in der Altenpflege bei der CEG beginnen.
An der indischen Schule gibt Parambakathu selbst in einem Online-Format Deutschunterricht und hat so eine direkte Verbindung zu den Personen vor Ort. In der Einrichtung in Kerala werden rund 1000 junge Menschen unterrichtet und lernen unter anderem Deutsch bis zum Niveau B2 des sogenannten Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen. Auf diesem Niveau ist eine fortgeschrittene selbständige Sprachverwendung möglich. Es gebe an der Sprachschule viele junge Inderinnen und Inder, die Interesse hätten, eine Ausbildung in Deutschland zu absolvieren, erklärte der Pfarrer.
Sein Engagement zeigt auch ein Kurzvideo, das er zur Information über das Pilotprojekte selbst drehte. Da Altenhilfeeinrichtungen in Indien anders funktionieren als in Deutschland, erklärte er darin für die indischen Schülerinnen und Schüler das System hierzulande. „Daraufhin kamen viele Bewerbungen“, berichtete Parambakathu vom Erfolg des YouTube-Videos. Auch dass sie in Deutschland bereits im ersten Lehrjahr zur Pflegefachkraft über 1300 Euro verdienen, schafft für die Bewerberinnen und Bewerber einen Anreiz. In Indien ist die Ausbildung kostenpflichtig.
fs (Caritas)
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