Weihnachten ist mir heilig, weil mir da ein Gott entgegenkommt, der die Maßstäbe der Macht radikal verrückt: Statt einem Palast ein Stall. Statt Panzer Ochs und Esel. Statt der Hofbeamten die Hirten. Statt einem Polsterbett die Krippe mit Stroh. Statt einer Krone die Windel.
Dieser Knabe in der Krippe wird von König Herodes verfolgt und teilt das Schicksal von Flüchtlingskindern. Jahre später bricht er als erwachsener Mann Barrieren und lebt den Traum von Menschlichkeit und Gerechtigkeit gegen alle Widerstände. Seine Liebe ist die größte Macht. Sie feiert Auferstehung in denen, die ihre Stimme gegen Unrecht erheben. Sie wirkt in denen, die sich bis zur Erschöpfung für Kranke und Infizierte einsetzen.
Der kleine Windelkönig in unseren Häusern und Kirchen taugt nicht als romantisches Familienidyll. Er ist die Provokation eines Gottes, der in einem schutzbedürftigen Kind zeigt, wie groß er von uns denkt. Welch geniale Idee! Ein Baby in Windeln entlarvt jede Art von Machtmissbrauch.
Liebe Leserinnen und Leser,
Viele von Ihnen werden in diesen Tagen den kleinen Jesus in eine Krippe legen. Halten Sie ihn ein paar Augenblicke behutsam in der Hand. Lassen Sie sich von dem kleinen Windelkönig ein Lächeln schenken. Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen dabei warm ums Herz wird. Ihnen fällt sicher ein Mensch ein, der die Feiertage allein verbringen muss. Schenken Sie ihm einen liebevollen Anruf, der die Distanz überbrückt. Der König in Windeln ist angewiesen auf Ihre Liebe, mit der Sie ihn in die Krippe betten und mutig in die Welt tragen.
Burkhard Fecher, Gemünden, Pastoralreferent
Ehe- und Familienseelsorger; Ehe-, Familien- und Lebensberater