Die Taktik ist einfach: Der Feind wird ersäuft. Doch was ist, wenn der Durst nur vorgeschützt ist? Vielleicht heißen die eigentliche Feinde ja vielmehr: Frust, innere Leere, ungeklärte Beziehungen, unerfüllte Sehnsucht, Resignation, Enttäuschung...? Irgendwann haben wir Menschen wohl einmal herausgefunden, dass man mit Alkohol diese Feinde zurückschlagen kann. Doch weil sie dadurch nie vernichtend besiegt werden, greifen sie immer wieder an. Die gewählte Waffe hat keine nachhaltige Wirkung, sondern sie wendet sich auf widerwärtige Weise gegen den Benutzer selbst mit verheerenden Folgen. Grölende Gestalten, die nur noch mit Mühe nach Hause torkeln, kehren nicht als Sieger heim. Die Kaiserwürde, die einst Otto I. erlangte, ist ihnen fern. Sogar ihre Menschenwürde gerät ins Wanken, wenn sie sich nicht mehr selbst im Griff haben und im Suff verantwortungslos Gegenstände oder Beziehungen zerstören. Würdevoll dagegen derjenige, der den Durst nicht als Feind sieht, den es zu ersäufen gilt, sondern als Freund, als einladenden Impuls, ein gutes Bier oder einen guten Wein bewusst und maßvoll zu genießen. Würdevoll derjenige, der die eigentlichen inneren Feinde erkennt und sie wirksam mit geeigneten Mitteln mit sich zu versöhnen vermag. Gott hilft uns dabei. Er hat uns Menschen eine hohe Würde gegeben, eine Kaiserwürde sozusagen, so dass wir erhobenen Hauptes siegreich gegen unsere inneren Feinde ankämpfen können: Gottes Heiliger Geist heilt auch Wunden, die uns im Laufe der Jahre zugefügt wurden. Lassen Sie uns die Laurenzimesse jetzt wieder genießen, aber auch sorgsam darauf achten, dass wir dabei unsere Würde nicht verlieren und die des anderen nicht verletzen.
Pfarrer Bernd Töpfer,
Evang.-Luth. Kirchengemeinde Marktheidenfeld