Würzburg (POW) Viele Aufgaben hat Domkapitular Helmut Gabel, Hochschulreferent des Bistums Würzburg, in seinem Leben schon ausgefüllt. Mehr als zwei Jahrzehnte verantwortete er die außerschulische Bildung der Diözese. „Eine wundervolle Schnittstelle von Gemeinde, Theologie und Begleitung. Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können.“ Gabels kirchliche Laufbahn sei nicht das Ergebnis einer zielstrebigen Planung, sondern habe sich letztlich so ergeben. „Im Nachhinein kann ich sagen: Der nächste Schritt hat sich meist schon abgezeichnet, bevor ich mir dessen selbst bewusst war.“ Am Samstag, 21. Dezember, wird er 70 Jahre alt.
Geboren wurde Gabel 1954 in Miltenberg. Er wuchs als Einzelkind im 1000-Seelen-Steinmetzdorf Fechenbach auf. Der Vater war Arbeiter in einer Metallfabrik, die Mutter Fotografin. „Ich hatte eine unbeschwerte Kindheit.“ Wenn er nicht gerade durch die Spessartlandschaft wanderte und dafür eigene Landkarten zeichnete, engagierte sich Gabel als Ministrant, bei Jungkolping und als Organist. „Das kirchliche Leben war schon früh ein wichtiger Teil meines Alltags.“ Die Gymnasialzeit absolvierte er als Fahrschüler in Miltenberg. In den Vorzug, zunächst Klavier und später Orgel zu lernen, sei er dank eines glücklichen Irrtums seiner Eltern gekommen, berichtet er schmunzelnd. „Sie gingen schlicht davon aus, dass es Pflicht sei, als Gymnasiast auch ein Instrument zu erlernen.“
Vor dem Abitur habe sich schließlich die Idee verdichtet, Priester zu werden. „Zuvor habe ich mehr damit geliebäugelt, Lehrer zu werden.“ Auch mit dem Eintritt ins Würzburger Seminar sei der Weg noch nicht automatisch in Richtung Priestertum festgelegt gewesen. „Im Freijahr in Freiburg im Breisgau habe ich überlegt, ob nicht vielleicht Medizin der richtige Studiengang für mich ist.“ Ob die Lebensform des Zölibats für ihn passe, das sei für ihn erst nach einem langen Abwägen klar geworden, berichtet Gabel. Zugleich erzählt er beeindruckt von seinem damaligen Regens Heinz Röschert. „Er hat klar geführt und es verstanden, Menschen zu fordern und dadurch zugleich zu fördern.“ Bis heute präge er dadurch sein persönliches Ideal eines Vorgesetzten.
Bischof Dr. Paul-Werner Scheele spendete ihm am 24. November 1979 das Sakrament der Priesterweihe. „Wir waren vier im Jahrgang, für die damalige Zeit ein ungewöhnlich kleiner Weihekurs.“ Vor der Weihe absolvierte Gabel sein Diakonatspraktikum in Kleinwallstadt bei Pfarrer Reinhold Kargl. Bei ihm habe er viel gelernt, er sei ein guter Mentor gewesen. Als Kaplan wirkte Gabel dann in Gerolzhofen und Aschaffenburg-Herz Jesu. Bereits bei diesen Stationen habe er von einer wichtigen Erfahrung aus seiner Studienzeit profitiert: Als Seminarist wirkte er als Ordner bei der Würzburger Synode im Kiliansdom mit. „Es war faszinierend, mit anzusehen, wie Bischöfe, Priester und Laien zusammen auf Augenhöhe darüber diskutieren, wie das Zweite Vatikanische Konzil konkret in Deutschland umgesetzt werden kann. Das ist partizipative Kirche, wie ich sie mir vorstelle.“
Im September 1983 übernahm Gabel mit gerade 28 Jahren die Aufgaben des Subregens am Würzburger Priesterseminar. 1990 wurde er dort Spiritual und engagierte sich bis 1998 insgesamt über 14 Jahre in der Priesterausbildung der Diözese. An der Universität Mainz promovierte Gabel 1990 mit einer Doktorarbeit zum Thema „Inspirationsverständnis im Wandel – Theologische Neuorientierung im Umfeld des Zweiten Vatikanischen Konzils“. „Ich bin sehr dankbar, dass mir die Aufgabe als Subregens auch die Möglichkeit eröffnete, die Promotion fortzusetzen.“ Er habe es stets so gehandhabt, dass er im Semester sich ganz der Subregententätigkeit gewidmet habe, in der vorlesungsfreien Zeit die Promotion Vorrang gehabt habe. Als wertvoll bezeichnet er auch die Möglichkeit, die angehenden Priester, Pastoralassistentinnen und -assistenten im Predigen auszubilden. „Hier habe ich immer die Zusammenarbeit mit Heribert Kurz geschätzt, der selber Pastoralreferent war.“
Die Beziehung zu dieser Berufsgruppe sei auch eine Frucht seines Freijahrs in Freiburg. Damals habe er, außerhalb des behüteten Bereichs Priesterseminar, gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen, Kontakte zu knüpfen und Eigeninitiative zu entwickeln. „Was aber darüber hinaus wesentlich war: Ich habe meine Vorurteile abgebaut, dass Priesteramtskandidaten spiritueller und engagierter seien als andere. Ich war mit zwei angehenden Pastis befreundet und habe mitbekommen, dass der eine täglich das Stundengebet pflegte und der andere sich in einer Pfarrei bei der Kommunionvorbereitung einbrachte.“ Damit verbunden sei eine Erkenntnis, die ihn bis heute präge: „Am besten sind wir, wenn wir als ein Team zusammenarbeiten.“ Das habe er auch im Priesterseminar immer so erlebt. Den Wechsel zur Aufgabe des Spirituals im Jahr 1990 habe er als organisch gewachsen betrachtet. Nach dem Tod seines Vaters habe er sich mit seiner eigenen Lebensgeschichte intensiv auseinandergesetzt. Da habe er gemerkt, dass er auch gerne andere in persönlichen Lebensfragen beraten würde. In der geistlichen Begleitung und der Leitung von Exerzitien ist er bis heute tätig. Im Tun kontemplativ sein, Gott suchen und finden in allem – diese Leitworte des heiligen Ignatius von Loyola prägen ihn bis heute.
1998 erfolgte durch Bischof Scheele Gabels Ernennung zum Ordinariatsrat und zum Leiter der Hauptabteilung „Außerschulische Bildung“ sowie des Burkardushauses. „Das war ein Schritt, für den ich zu diesem Zeitpunkt bereit war, weil mir klar war: Ich möchte auch gerne etwas gestalten.“ Konkret waren das die internen Fortbildungsangebote für die Beschäftigten und die Veranstaltungen der öffentlichen Erwachsenenbildung. „Man braucht einen Riecher für Themen, die in Gesellschaft, Kirche und Politik in der Luft liegen. Und man muss sich über den kirchlichen Binnenraum hinaus vernetzen. Ich habe großen Respekt vor allen, die in Bildungshäusern und Bildungswerken arbeiten; ich habe viel von ihnen gelernt.“
Zeitgleich übernahm Gabel die Seelsorge in der Kuratiegemeinde Maidbronn, wo er seither wohnt. Neben einem positiven Abstand zu allen Ordinariatsthemen bringe ihm das eine Bodenhaftung. „Bei allen meinen Entscheidungen, beispielsweise wenn es um Fortbildungsangebote für die Gemeinden ging, hatte ich im Kopf: Was denken wohl meine Leute vor Ort darüber?“ Seit 2001 gehört Gabel zudem dem Würzburger Domkapitel an.
Seit Ende 2019 konzentriert er sich auf die Aufgabe des Hochschulreferenten der Diözese Würzburg. „Als es darum ging, wie die Zahl der Hauptabteilungen im Bistum reduziert, Aufgaben zusammengelegt werden und die Digitalisierung vorangetrieben wird, wusste ich: Da müssen jetzt Jüngere ran.“ Auch das Erarbeiten von neuen Strukturen und Satzungen sei für ihn in diesem Lebensabschnitt keine reizvolle Aufgabe mehr. Sein Herz schlage eher für Theologie, Pastoral und Spiritualität.
Was Gabel sich für seinen Ruhestand vorgenommen hat: Weiter in der Seelsorge in Maidbronn mitzuarbeiten und ausgewählte Bildungsformate zu gestalten. „Gern nehme ich mir dann wieder mehr Zeit für meine Hobbys Orgel und Klavier.“ Vor allem Orgelwerke von Bach oder Rheinberger und Klavierstücke von Schubert und Chopin haben es ihm angetan. Vielleicht werde er auch noch einmal Klavierunterricht nehmen, um sein Können zu vertiefen. Wenn er dann nicht gerade im Innenhof des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters von Maidbronn gärtnert – eine Tätigkeit, die er als optimalen Ausgleich zu seinem sonst eher kopflastigen Tun ansieht –, möchte er dann mehr reisen und Bekannte und Freunde besuchen. Was gleichbleiben wird? „Ich versuche, den Menschen mit Wertschätzung zu begegnen. Gott geht mit jedem Menschen seinen Weg, lange bevor ich als Seelsorger dazu komme.“
mh (POW)
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