Der von ihr in Dortmund gegründete „Fürsorgeverein für Frauen und Mädchen“ konnte bereits 1910 in Aschaffenburg Fuß fassen. Heute ist er einer von insgesamt 140 Ortsvereinen. Die Feier des 100jährigen Jubiläums der Aschaffenburger Einrichtung am 16. Juli zeigte, dass die Idee von Gründerin Neuhaus bis heute lebt, weil sich immer neu Menschen von deren Lebenseinstellung anstecken lassen.
Die Jubiläumsfeier begann für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Aschaffenburger Vereins und deren Gäste mit einem Gottesdienst, den Bischof Friedhelm Hofmann in der Stiftsbasilika zelebrierte. Der Oberhirte bedankte sich in seiner Predigt für das Engagement der Frauen über diese lange Zeit. Man hätte all die Jahre nicht vergessen, „dass es nicht nur darauf ankommt, dass etwas geschieht, sondern wie etwas geschieht“, so Hofmann. In der christlichen Nächstenliebe spiegele sich die Liebe Christi zu den Nächsten, betonte der Bischof und unterstrich, wie wichtig dabei das Zusammenspiel von ehren- und hauptamtlicher Arbeit ist. Eindringlich forderte er, dass alle Bemühungen des Vereins letztlich darauf ausgerichtet sein müssen, dem konkreten Menschen in Not effektiv zu helfen. Jesus hätte deutlich gemacht, das es uns dabei nicht um eine bloße Befolgung von Regeln und Gesetzen gehen darf, so der Prediger. „Wir müssen immer den Menschen im Blick haben und dessen individuelle Situation erkennen und darauf eingehen“. Dem Gottesdienst wohnten auch Domkapitular Clemens Bieber, Leiter der Hauptabteilung soziale und caritative Dienste im Ordinariat Würzburg und der Aschaffenburger Dekan Stefan B. Eirich bei. Stiftspfarrer Martin Heim, der zu Beginn des Gottesdienstes die Gäste begrüßte, ist zugleich auch geistlicher Beirat des Vereins.
Beim anschließenden Empfang im Martinushaus betonte die Vorsitzende des SKF Frau Jutta Schneider-Gerlach, dass sich die Arbeit des Vereins als Teil des großen sozialen Netzwerks in Stadt- und Landkreis Aschaffenburg versteht. Deswegen konnte sie auch Gäste von den unterschiedlichsten kommunalen und kirchlichen Hilfsangeboten und aus der Politik begrüßen. Unter ihnen waren der Oberbürgermeister Klaus Herzog und die stellvertretende Landrätin Marianne Krohnen sowie Dieter Fuchs vom Caritasverband Aschaffenburg. Frau Schneider-Gerlach bezeichnete die Beratungsstelle für Frauen und Familien als einen Türöffner für die drei weiteren vom Verein geleisteten Aufgaben: die Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen, den Betreuungsverein und die sozialpädagogische Familienhilfe. Wie Puzzleteile würden sich die vier Bereiche ineinander verzahnen und bildeten gemeinsam mit den Hilfsangeboten der anderen Einrichtungen ein soziales Netz. Die Arbeit des Vereins hat sich im Laufe der einhundert Jahre immer wieder gewandelt. Ganz aktuell wird sich die Einrichtung in Zukunft auch gemeinsam mit der Caritas um Schreibabys kümmern.
Hintergrund:
Der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. wird 1910 unter dem Namen „Fürsorgeverein für Frauen und Mädchen“ gegründet. Frauen hatten damals keine rechtlich gesicherte Stellung in der Gesellschaft und erfuhren keinen Schutz, wenn sie in persönliche Zwangslagen kamen. Hier versucht der zunächst rein ehrenamtlich organisierte Verein zu helfen.
Während des Zweiten Weltkriegs muss die Arbeit fast ganz eingestellt werden.
In der Nachkriegszeit kümmert man sich dann u.a. um die Beratung für alleinstehende Mütter, die Suche nach Pflegestellen und die Adoptionsvermittlung. Die ersten Hauptamtlichen werden angestellt. Eine Erziehungsberatungsstelle entsteht, die Anfang der 70iger Jahre an die Caritas abgegeben wurde.
1968 bekommt der Verein seinen heutigen Namen „Sozialdienst katholischer Frauen“. Die Beratungsstelle für Schwangere in Konfliktsituationen wird 1971 eröffnet und acht Jahre später zu einer staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangere. 1982 wird für die Schwangerenberatung die Außenstelle Miltenberg gegründet; später kommt noch eine Außenstelle in Alzenau dazu
Nach und nach wachsen dem Verein weitere Aufgaben zu. Ab 1980 kümmert sich ein hauptamtlicher Sozialarbeiter um die Betreuung und Beratung von Straffälligen in der JVA. Anfang der 90er Jahre entsteht die Sozialpädagogische Familienhilfe.
Ende der 90iger Jahre erfolgt der Ausstieg aus dem staatlichen Beratungssystem für Schwangere, Die Beratung ohne Ausgabe des eines Beratungsscheines wird aber fortgeführt.
Der Sitz des Vereins wechselt in Aschaffenburg mehrmals. Nach Stationen in der Badergasse und im Rossmarkt wird 1996 schließlich das Gebäude in der Erbsengasse 9 erworben. Dort findet sich die heutige Geschäftsstelle und die vier Fachbereiche: Katholische Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen, Sozialpädagogische Familienhilfe, Betreuungsverein und Beratungsstelle für Frauen und Familien.
17 hauptamtliche Sozialpädagogen und Verwaltungskräfte arbeiten unter dem Dach des Aschaffenburger SKF. Der aktuelle ehrenamtliche Vorstand besteht aus Frau Jutta Schneider-Gerlach, Brigitte Beck, Elisabeth Flügel und Ute König-Schmidt. Geistlicher Beirat ist Stiftspfarrer Martin Heim.
Kontakt: Sozialdienst Katholischer Frauen, Erbsengasse 9, 63739 Aschaffenburg, Tel.: 06021-27806,
E-Mail: beratung@skf-aschaffenburg.de,
Web: www.skf-aschaffenburg.de
Einen Radiobeitrag übder den SKF Aschaffenburg finden sie unten zum Download!