Aber nicht nur das, es herrschte Frieden und für die damalige Zeit Wohlstand. Es heißt, Kultur und Geist erblühten in dieser Zeit. Dieser Salomo hatte einen Traum. Wie die Fee mit den drei Wünschen wurde er von Gott gefragt, was er sich denn wünsche:
„Was immer du bittest, will ich dir geben“.Was hätten sie sich in einer solchen Situation gewünscht? Reichtum? Macht und Ansehen? Ein langes Leben? Salomo verzichtet im Traum auf all das und so drückt sich aus, was einen wirklich großen Herrscher ausmacht. Er wünschte sich stattdessen ein „hörendes Herz. Nur so kann ich dein Volk richten und zwischen Gut und Böse unterscheiden“. Luther übersetzt das mit Weisheit. Wenn wir uns heute - nicht nur die israelitische - Politik anschauen, dann ist die leider sehr weit davon entfernt, solche Weisheit an den Tag zu legen. Man könnte meinen, die ganze Welt ist gerade ein einziges Tollhaus: Netanjahu, Trump, Orban, Putin, um nur die bekanntesten Vertreter dieser Spezies zu nennen. Herrscher, Politiker, die ihre persönlichen Eitelkeiten und Interessen weit vor das Allgemeinwohl stellen oder sich nicht im Mindesten darum scheren.
Dabei ist es eigentlich eine Binsenweisheit: Nur in Zeiten des Friedens und eines wohlgeordneten Regierungshandelns können Dichtung und Weisheit, Denkkraft und Poesie erblühen. Übrigens: Salomo wird all das andere, also Wohlstand, Ansehen und ein langes Leben dann trotzdem dazu gegeben. Zufall oder Früchte eines guten Regierens? Meines Wissens ist das gemeine Volk unter selbstherrlichen Herrschern noch nie besser gefahren.
Peter Kolb, Pfarrer in Schöllkrippen und Leiter der Notfallseelsorge in Stadt und Landkreis Aschaffenburg