Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Kreuzwort am 03. Dezember 2021

Dass die Liebe bleibt

Es ist ein schöner alter Brauch, am 4. Dezember, dem Tag der heiligen Barbara, einen Zweig vom Baum zu schneiden und ihn im Haus ins Wasser zu stellen. Mit etwas Glück blüht er am Heiligen Abend - mitten in der kahlen kalten Winterzeit. Wenn dann später der Winter zu Ende geht, ist der Mandelbaum einer der ersten Bäume, die draußen blühen. Der in München geborene jüdische Dichter Schalom Ben-Chorin hat über den Mandelbaum ein wunderbares Gedicht geschrieben. Es beginnt so:

„Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?“ Es waren besondere Umstände, unter denen Ben-Chorin sein Gedicht verfasst hat: Im Jahr 1935 floh er aus Nazi-Deutschland und kam nach Palästina. 1942 erreichten ihn immer mehr Nachrichten von der Ausrottung der Juden in Deutschland. Aber auch an seiner neuen Bleibe spitzten sich die Konflikte zwischen der einheimischen arabischen Bevölkerung und den zugewanderten Juden zu - ein rundum trostlose Situation. In dieser Zeit liegt der Ursprung seines Gedichts. Er selbst schrieb dazu: "Wenn ich an kalten Februartagen auf den Balkon vor meinem Arbeitszimmer trat, fiel mein Blick immer wieder auf diesen Mandelbaum, der bereits weiß-rosa Blütenblätter zeigte, wenn alle anderen Bäume ringsum noch winterlich kahl blieben. Wenn ich aber verzagt und hoffnungslos dem kommenden Tag entgegenblickte, haben mich der Mandelbaum und seine geflüsterte Botschaft gestärkt. In den düstersten Jahren des Zweiten Weltkrieges und der beispiellosen Verfolgungen hat sich mir dieses Erlebnis zu einem Lied verdichtet." Die „geflüsterte Botschaft“ des Mandelbaums war für Schalom Ben-Chorin nicht nur ein stiller Trost für seine verzagte Seele. Der hoffnungsvolle Anblick ermutigte ihn, selbst starke Zeichen für das Leben zu setzen und Schritte der Versöhnung zu gehen: Ben-Chorin arbeitete für ein friedliches Miteinander von Palästinensern und und Israelis. Er engagierte sich in den folgenden Jahren im Dialog von Juden und Christen. Mit seiner Frau Avital begleitete er schon Anfang der 1960-er Jahre die erste Reise einer israelischen Jugendgruppe nach Deutschland, wo beide aufgewachsen waren. „Dass die Liebe bleibt“ - solche hoffnungsvollen und bewegenden „Mandelzweig-Erfahrungen“ wünsche ich Ihnen allen in dieser Adventszeit 2021.

Peter Michaeli
Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung Aschaffenburg