Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Das war schon immer so!?

Wie kommen eigentliche neue Ideen in die Wirklichkeit? Da wird z.B. der Vorschlag, doch einmal etwas Neues zu probieren, in die Sitzung eines Gremiums eingebracht, und unverzüglich kommt die Reaktion: „Das war aber schon immer so!“ Nicht nur in kirchlichen Kreisen, aber auch dort. Vielleicht, weil sie es eher mit der Ewigkeit halten? Jedenfalls sind die Kirchen in der öffentlichen Meinung nicht gerade die Vorreiter, wenn es darum geht, neue Wege zu gehen. Dabei wäre es allerhöchste Zeit für die Menschheit, solche neuen Wege zu finden. Ohne einen Richtungswechsel hin zu einem nachhaltigen, bescheidenen und rücksichtsvollen Leben wird es keine Zukunft geben. „Umkehr“ nennt die Bibel einen solchen Richtungswechsel.

Die Amazonien-Synode, zu der gerade viele hundert katholische Bischöfe und Sachverständige in Rom versammelt sind, hat sich genau diese Umkehr zum Ziel gesetzt. Zuerst einmal soll die Kirche die Perspektive wechseln, hinschauen und hinhören: auf die Stimmen der Menschen (besonders der Armen und Ausgegrenzten) und auch auf die Stimme der bedrohten Schöpfung. Und dann wird es darum gehen, auch konkrete Schritte zu beschließen, wie man diesen neuen Weg gemeinsam gehen kann. Papst Franziskus hat dazu in seiner Eröffnungspredigt gesagt, man müsse „der Neuheit des Geistes treu sein". Treu sein hat zunächst ja etwas mit Beständigkeit zu tun, mit Beharrlichkeit und Geduld. Zu einem Menschen oder einem Standpunkt stehen, ihm oder ihr oder auch mir selbst treu sein. Aber auch für Beziehungen gilt: Treue gibt es nur mit und in Veränderungen. Jubelpaare können ein Lied davon singen, wie sehr sich oft ihre Lebensumstände, ihre Beziehung und auch sie selbst verändert haben. Treue heißt eben gerade nicht, dass alles so bleiben muss, wie es ist – einfach weil es schon immer so war. Das wäre der Tod. Was lebendig ist, ist beständig im Wandel. Deshalb wäre es auch der Tod der Kirche und des Glauben, wenn wir darin erstarren würden, was schon immer so war. Gott ist immer wieder und ewig neu in der Welt und in unserem Leben. Und für die Kraft, mit der Gottes Geist die Herzen und die Welt bewegen kann, hat die Tradition immer schon die Bilder von Feuer und Sturm verwendet. Dieser Dynamik Gottes, die die Kraft hat, alles zu verwandeln, sollen wir uns verpflichtet fühlen und die Treue halten. Dann hat die Gottes-Kraft der Verwandlung und Erneuerung eine Chance, neue Wege zum Frieden und zur Bewahrung der Schöpfung zu gehen – in unseren Herzen, in Amazonien, in der ganzen Welt.

Dr. Ursula Silber
Rektorin im Martinushaus Aschaffenburg