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„Das habt Ihr wunderbar gemacht“

Glanzvoller Auftritt der unterfränkischen Sternsinger bei Bundespräsident Joachim Gauck im Schloss Bellevue in Berlin – 42 junge Königinnen und Könige aus der Diözese Würzburg vertreten alle Sternsinger Deutschlands – Bundespräsident Gauck: „Ohne Gottes Segen kann nichts gelingen“

Berlin/Würzburg (POW) Noch ist das mächtige Holztor geschlossen. Würdig schreiten Linus Scheider aus Langendorf, Anja Habermann aus Unterspiesheim und Veronika Urlaub aus Steinfeld (Landkreis Main-Spessart) die zehn Stufen hoch zum Hauptportal. Entschlossen und selbstbewusst klopfen die drei jungen Sternsinger an die vier Meter hohe Tür. Weitere 39 junge Königinnen und Könige aus der Diözese Würzburg stehen in ihren prächtigen Gewändern am Treppenaufgang Spalier. Im Licht der Wintersonne, die sich im Moment des Empfangs kurz zeigt, leuchten ihre Gesichter noch mehr. Der Eingang zum Schloss Bellevue öffnet sich. Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt treten vor das Portal. „Lieber Herr Bundespräsident. Die Sternsinger sind da! Wir bringen Ihnen den Segen für das neue Jahr.“ Antonia Schneider aus Langendorf begrüßt das Staatsoberhaupt.

Die Sternsinger sind am Amtssitz des Bundespräsidenten. In diesem Jahr genießt das Bistum Würzburg die Ehre, mit 42 Kindern und Jugendlichen aus allen Regionen Unterfrankens am Dreikönigsfest, 6. Januar, den Segen ins Schloss Bellevue zu bringen. Die jungen Könige aus den Pfarreiengemeinschaften Sankt Sebastian auf der Fränkischen Platte (Steinfeld), Sankt Raphael (Unterspiesheim), Saalekreuz (Fuchsstadt/Langendorf) und Theres, aus den Pfarreien Stockstadt, Volkach, Kirchzell, Helmstadt, Ramsthal und Würzburg-Heiligkreuz sowie aus der Kuratie Leutershausen vertreten mehrere hunderttausend Sternsinger in Deutschland, die in über 11.600 Pfarrgemeinden unterwegs sind. „Ich danke Euch dafür, dass Ihr mir den Segen bringt. Ohne Gottes Segen kann nichts gelingen“, begrüßt Bundespräsident Gauck die Könige am Hauptportal. Sofort findet er die Nähe zu den Kindern und Jugendlichen, singt mit seiner Frau freudig den Refrain „Gloria in excelsis Deo“ beim Lied „Seht ihr unsern Stern dort stehen“ mit.

Bei Linus, Anja und Veronika weicht die anfängliche Anspannung schnell. Ruhig und sicher tragen sie den Segensspruch vor. Der Bundespräsident lauscht den Worten, sein Blick schweift über die Schar der Könige. „Wer sich in den Segen des Höchsten stellt, kann vieles bewirken auf dieser Welt“, trägt Anja vor. Ein Nicken des Bundespräsidenten. Die drei Könige stimmen ein: „Der Segen sei bei Euch das ganze Jahr – wünschen Caspar, Melchior und Balthasar.“ Dann muss eine Leiter herhalten. Veronika steigt hoch und schreibt mit Kreide den Segen an das Hauptportal des Schlosses: „20 * C + M + B + 14“. Mit kräftiger Stimme verkündet Linus: „Christus mansionem benedicat. Das heißt: Christus segne dieses Haus, auch im Jahr 2014.“

Bundespräsident Gauck ist angetan vom Auftritt der Unterfranken. „Das habt Ihr wunderbar gemacht. Und jetzt kommt bitte herein ins Schloss Bellevue!“ Im Großen Saal, wo sonst Staatsoberhäupter aus aller Welt empfangen und Bundesminister vereidigt werden, lobt er die Kinder und Jugendlichen für ihr Engagement. Und er nimmt sich Zeit für die Könige: Zeit, um mehr über das Bistum Würzburg zu erfahren; Zeit, um den Schwerpunkt der diesjährigen bundesweiten Sternsinger-Aktion kennenzulernen: „Segen bringen, Segen sein. Hoffnung für Flüchtlingskinder in Malawi und weltweit.“

Antonia Scheider aus Langendorf, Luise Köhler aus Leutershausen und Anna Wiederer aus Oberspiesheim berichten von ihrer noch sehr ländlich geprägten Heimatdiözese, von Rhön, Spessart und Steigerwald sowie vom Main, der die großen Städte Schweinfurt, Würzburg und Aschaffenburg verbindet. „Der bekannteste Exportschlager unserer Region aber ist der fränkische Wein, den Sie sicherlich schon getrunken haben“, sagt Anna. Spontan antwortet der Bundespräsident mit einem klaren „Ja“. Wer der Bischof von Würzburg ist, was es mit dem heiligen Kilian auf sich hat und wann das Bistum gegründet wurde: All das erfährt er von den jungen Königen. Er hört auch, wie musikalisch die Unterfranken sind: Veronika Urlaub aus Steinfeld, Franziska Schwaben aus Leutershausen sowie Linus Schneider, Greta Göbel und Sarah Drignat aus Langendorf begleiten mit Saxophon, Querflöte, Posaune und Klarinette den Gesang der Sternsinger.

Wie intensiv sich die Kinder mit dem Thema „Flucht“ befasst haben, wird bei ihrer Präsentation deutlich. „In der Vorbereitung auf die diesjährige Sternsinger-Aktion haben wir viel über das Thema Flucht und Flüchtlinge gehört. Wir haben auch erfahren, dass in unserem Land schon eine halbe Million Flüchtlinge aufgenommen worden sind“, berichtet Luzius Zöller aus Würzburg. Mit einem kleinen Szenenspiel führen Julius Krapf und Katharina Schmitt aus Volkach vor Augen, warum sie sich in diesem Jahr besonders für Flüchtlingskinder in aller Welt engagieren. Ein knappes Dutzend weiterer Könige tritt vor und zeigt dem Bundespräsidenten, was sie alles auf der Flucht mitnehmen würden: das Bild ihrer Oma, Kuscheltier, Taschenlampe, feste Schuhe, Decke, Geld, Buch, Handy. „Wir sind Sternsinger, damit Kindern in Not geholfen werden kann“, sagt Simon Hiebsch aus Volkach. Anton Muthig aus Ramsthal fügt hinzu: „Lieber Herr Bundespräsident, wir wünschen uns, dass auch Sie ein Botschafter für Kinder und Menschen in Not sind.“

„Toll. Dankeschön.“ Der Bundespräsident ist begeistert. „Königliche Majestäten, liebe Sternsinger“, wendet er sich an die Kinder und Jugendlichen. „Das fängt ja gut an! Bei mir bedeutet dieser Satz: Es ist wunderbar. Ich kann mir keinen besseren Anfang vorstellen, als den, den Ihr mir bereitet habt. Heute an meinem ersten Arbeitstag im neuen Jahr.“ Warum er dies so sagt, erklärt er den jungen Königen: „Ihr habt mir den Segen Gottes zugesprochen, Ihr habt diesen an die Tür geschrieben, Ihr wollt selbst Segen sein.“ Mit Blick auf das Aktionsthema erinnert das Staatsoberhaupt an die Flucht vieler Großeltern der heutigen Sternsinger am Ende des Kriegs. Dann lenkt er den Blick ins Heute: „Ich stelle mir vor, dass wir noch deutlicher anderen Menschen helfen können.“ Und er würdigt das ehrenamtliche Engagement der Kinder und Jugendlichen, dankt allen, die die wunderschönen Gewänder genäht haben. „Schicken wir von hier mal ein Dankeschön an alle Muttis, Omis, Seelsorgshelferinnen und Ehrenamtlichen in den Gemeinden.“ Den Sternsingern gibt er als Botschaft mit: „Der größte Dank bezieht sich auf den Segen. Gesegnete Menschen geben nicht so schnell auf. Sie haben länger Hoffnung und sie haben mehr Kraft und Offenheit für andere. Das zeigt Ihr.“

Stellvertretend für die Träger der Aktion erklärt Pfarrer Simon Rapp, Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ): „Wir Sternsinger möchten deutlich machen: Nur Menschen in Not fliehen.“ Dann wendet er sich direkt an den Gastgeber: „Wir freuen uns, wenn Sie sich weiterhin für Flüchtlinge weltweit und besonders hier in Deutschland einsetzen und so für diese Kinder und Jugendlichen ein Segen sind.“ Gemeinsam mit Prälat Dr. Klaus Krämer, Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“, dem Würzburger Ministrantenreferenten Dirk Rudolph, Diözesanjugendpfarrer Stefan Michelberger sowie Matthias Zöller und Monika Cupok vom BDKJ-Diözesanverband Würzburg begleitet Rapp die Würzburger Sternsinger zu dem Empfang.

Den Wunsch der Kinder, Botschafter für Menschen in Not zu sein, greift Bundespräsident Gauck auf, berichtet, für welches Projekt seine Geldspende zugedacht ist: für ein Schulprojekt im Flüchtlingslager Dzaleka in Malawi, dem Beispielland der diesjährigen Aktion. Pauline Bundschuh aus Kirchzell und Pius Rink aus Stockstadt dürfen dem Präsidenten die Schatulle für die Spende hinhalten. Später wird der Elfjährige erzählen, dass der Bundespräsident beim Händeschütteln fest zugedrückt habe. Einmalig sei es gewesen und ein tolles Gefühl, die Spende entgegenzunehmen. „Die Begegnung mit dem Präsidenten ist ein Erlebnis, dass wir nie wieder haben werden“, wird seine Kollegin Melina Bäckmann hinzufügen. Sie sei ganz stolz, im Schloss Bellevue zu sein. Vom „einzigartigen Gefühl, so nahe beim Bundespräsidenten sein zu dürfen“, werden Ronja Bauer und Oliver Schaller aus Stockstadt sprechen.

Ein letztes Lied: „Stern über Betlehem“. In dieser Stunde scheint er besonders mitten in der Bundeshauptstadt – am meisten in den Gesichtern der unterfränkischen Könige, deren Auftritt nach den Worten von Ministrantenreferent Rudolph „überwältigend war und perfekt geklappt hat“. Nach der Segnung des Bundespräsidialamts machen sie sich wieder auf den Weg zurück ins Bistum Würzburg – mit der Botschaft ihres Liedes: „Stern über Betlehem, keh’rn wir zurück, steht doch dein heller Schein in unserm Blick. Und was uns froh gemacht, teilen wir aus. Stern über Betlehem, schein auch zuhaus‘.“

Bernhard Schweßinger (POW)

(0214/0029; E-Mail voraus)

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