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Christliche Tugenden im betrieblichen Alltag

Aschaffenburg: Die Schlagzeilen über Manager, die sich über Gebühr selbst bereichern, über Konzerne, die ohne Zögern Hunderte von Menschen in die Arbeitslosigkeit schicken und über Firmen, die ihre Mitarbeiter bespitzeln wollen nicht abreißen. Immer wieder drängt sich die Frage dabei auf: welche Werte gelten denn heute im Bereich der Wirtschaft?

Der Sachausschuss Berufs- und Arbeitswelt der vier Dekanatsräte der Region Aschaffenburg hatte deshalb zu einem Abend mit dem Vorsitzenden des Bundes katholischer Unternehmer (BKU) – Bezirksgruppe Aschaffenburg, Alois Konstantin Fürst zu Löwenstein eingeladen. Sein Referat im Martinushaus war ein Plädoyer für das Einbringen christlicher Tugenden in den betrieblichen Alltag.

Fürst zu Löwenstein sprach aus der Erfahrung langjähriger unternehmerischer Tätigkeit. Der studierte Jurist war unter anderem in leitenden Positionen bei einer amerikanischen Ölfirma, bei einer Privatbank und ist es zur Zeit bei der Vermögungsverwaltung „Federated Asset Management GmbH“ in Frankfurt. Er verwies darauf, dass unsere soziale Marktwirtschaft im wesentlichen auf die katholische Soziallehre aufgebaut ist, auch wenn das so mancher Firmenleitung heute nicht mehr bewusst sei. Inzwischen ist nach seinen Worten in der Wirtschaft einiges aus den Fugen geraten. „Schuld daran ist ein primitiver Neokapitalismus, der aus Amerika blind übernommen worden ist ohne mit Werten untermauert zu werden“, so die Analyse des 66jährigen Managers. Heute sieht er die frühere Konsenswirtschaft, die mit der sozialen Marktwirtschaft geschaffen worden war und für einen friedlichen Ausgleich der Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gesorgt hatte , schon fast wieder verschwunden.
Er hält dagegen, dass sich mit den sieben christlichen Tugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigkeit, Tapferkeit, Glaube, Liebe und Hoffnung ein Klima in den betrieblichen Alltag bringen ließe, von dem beide Seiten einen Nutzen haben. Grundsätzlich hält Fürst zu Löwenstein als praktizierender Christ von dem Begriff „Tugenden“ mehr als von „Werten“, denn letztere seien subjektiv und müssten immer wieder neu verhandelt werden. Für die Mitglieder des Sachausschuss Berufs- und Arbeitswelt übersetzte er die sieben Tugenden in Handlungsoptionen für Arbeitgeber. Da war dann die Rede davon, dass „sich verantwortlich zeigen für seine Arbeitnehmer“ durchaus klug ist, das Transparenz in einem Unternehmen für größere Gerechtigkeit sorgt oder man die Tugend der Tapferkeit durchaus auch dann beweist, wenn man nicht jedem Trend hinterher rennt.

Fürst zu Löwenstein erzählte mit einem Augenzwinkern, dass er sich mit seiner christlichen Grundhaltung im Berufsleben sozusagen immer wieder Wettbewerbsvorteile verschafft habe. „Sie glauben nicht, wie viel Kraft und Ruhe es einem gibt, wenn man sich vor einem schwierigen Gespräch zehn Minuten Zeit fürs Gebet nimmt.“ Inzwischen hätten verschiedene Studien nachgewiesen, dass sich ein positives Arbeitsklima auch positiv auf den Gewinn eines Unternehmens auswirkt. Und der Manager selbst profitiert davon auch ganz persönlich: „Man hat selber eine viel positiver Einstellung zum Leben und zur Arbeit.“
Auch für ihn sei es trotz seiner Spitzenpositionen in verschiedenen Unternehmen nicht immer leicht gewesen, in der Arbeitswelt zum Glauben zu stehen. Viele Kollegen und Chefs hätten ihn deswegen angefeindet oder sich darüber lustig gemacht. Doch Fürst zu Löwenstein hat sich davon nicht erschüttern lassen: „Das Wissen, dass Gott mich liebt, macht mich selbst so stark, dass mich nichts mehr beleidigen kann.“