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Christen nerven

Ich war vor kurzem auf einer Veranstaltung eingeladen, die sich als Dank für das Engagement in der Flüchtlingshilfe verstand. Die Veranstaltung war mit hochkarätigen Künstlern bestückt und wurde von Urban Priol moderiert. Bei dieser Veranstaltung ist mir mal wieder aufgefallen, wie sehr das „C“ Menschen nerven kann.

Es ist das „C" bei den bekannten Parteien und es ist das „C" im Anspruch der christlichen Kirchen. So wurde immer wieder darauf hingewiesen, wenn man das „C" im Namen führt, dann dürfe man doch nicht diese oder jene politische Position beziehen. Gleichzeitig wurde klar gemacht, dass man mit dem christlichen Glauben nichts anfangen könne.
Mich hat dieser Zusammenhang im Nachhinein noch beschäftigt und ich habe mich gefragt, was den Moderator eigentlich so aufregt? Das „C" steht für diesen Jesus Christus, von dem wir Christen glauben, dass Gott in ihm Mensch geworden ist, um jedem Menschen zu zeigen, wie Menschwerdung gelingen kann. Im Umkehrschluss heißt das dann auch: wo Menschwerdung gelingt, ist auch die Gotteserfahrung. Als Christen können wir die Frage nach dem Menschen nicht mehr von der Frage nach Gott trennen. Und das ist gleichzeitig das Problem: Weil wir Christen keine besseren Menschen sind, aber den Anspruch auf die Menschwerdung und das Einlösen der Menschlichkeit zu unserer innersten Identität gehört, sind wir immer auch angreifbar. Wir verweisen auf „etwas", was wir nur bedingt einlösen. Und gerade da, wo es um Macht, Einfluss und Gestaltung geht, wird das „Nichteinlösen" besonders deutlich. Das ist so und lässt sich nicht ändern.
Was aber doch auch bedenkenswert ist: Wenn jemanden etwas nervt, dann doch deshalb, weil es ihm auch wichtig ist. Wo Menschlichkeit verletzt wird, muss man genervt sein dürfen. Unser Zentrum als Christen - quasi unser Heiligtum – ist die Menschwerdung und die Aufforderung Menschlichkeit zu leben. Die kritische Erinnerung daran, wie schnell diese verletzt werden kann ist ein gesunder Stachel. Gerade in der Fastenzeit gilt es sich das bewusst zu machen: Als Mensch kann ich auch unmenschlich sein und handeln. Es geht immer um Menschlichkeit und den Versuch Mensch zu werden. Keiner ist da fertig, oder hat fertige Lösungen. Als Christen stehen wir bleibend unter diesem Anspruch. Wir haben aber auch einen Zuspruch: Ich vertraue dir Mensch!

Dr. Peter Müller
Stv. Fachakademiedirektor