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Bürger des Himmels, Fremder der Erde

Pontifikalamt zur Wallfahrt der Dekanate im Kiliansdom mit rund 900 Menschen – 60-köpfige Delegation aus der Diözese Kilmore in Irland feiert mit – Weihbischof Ulrich Boom: „Gott ist mehr als Gewohnheit“

Würzburg (POW) Daran, dass die Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totan Menschen waren, die in der Spur Jesu Gott gesucht haben, hat Weihbischof Ulrich Boom bei einem Pontifikalamt zur Wallfahrt der Dekanate Bad Neustadt, Alzenau, Aschaffenburg-Stadt, Aschaffenburg- Ost, Aschaffenburg-West, Miltenberg, Obernburg, Würzburg-links des Mains und Würzburg-rechts des Mains und der Berufsgemeinschaft der Pfarrhausfrauen erinnert. Rund 900 Menschen waren am Dienstag, 11. Juli, in den Kiliansdom gekommen, um der drei Frankenapostel zu gedenken. Darunter waren 60 Gäste aus der Diözese Kilmore in Irland mit ihrem Bischof Leo O’Reilly.

Die jährliche Kiliani-Wallfahrt erinnere die Menschen daran, dass die Frankenapostel die Frohe Botschaft in die Diözese gebracht haben, sagte Weihbischof Boom in seiner Predigt. „Zugleich wird uns aber auch dies in Erinnerung gerufen, dass die Frankenapostel Menschen waren, die in der Spur Jesu gesucht haben.“ In den Klöstern Irlands habe es im 6. und 7. Jahrhundert große Reformbewegungen gegeben: „Das ‚In-die-Fremde-gehen, um Gott zu suchen und zu finden‘“, sagte der Weihbischof. Man habe zu jener Zeit gemerkt, dass Gott mehr sei als Gewohheit. „Gott ruft uns und lädt uns ein, Gewohntes zu verlassen und sich ganz auf ihn einzulassen.“ Die drei Frankenapostel „ahnten, wer Jesus folgen will, muss ein Bürger des Himmels und ein Fremder der Erde sein“, sagte Weihbischof Boom. Dieses Wissen habe sie aufbrechen lassen, stets auf der Suche nach Gott.

Doch wie finden die Menschen den barmherzigen, gnädigen Gott? Ist Gott nicht größer als unser gewohntes Denken und geleistetes Schaffen? Diese Fragen seien nicht nur zentral für die Frankenapostel gewesen, sondern auch Grundfragen der Reformation, die sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt, sagte der Weihbischof. „Wo Gott, der uns in Jesus seine Nähe gezeigt hat, übersehen oder gar selbstherrlich vergessen wird, mögen wir vielleicht vielfältig aktiv sein, finden aber den nicht, der uns Kraft gibt und uns alles Leben schenkt.“ Die Reformation sei für die Gestalt Europas und die Erneuerung der Kirchen von immenser Bedeutung. Doch nicht alles, was damals geschehen sei, könnten die Menschen heute nachvollziehen. Auch Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, dessen 400. Todestag sich dieses Jahr jährt, sei deswegen umstritten. „Er war ein Kind dieser Zeit mit all den Schatten, die auf dem Land lagen“, sagte der Weihbischof. Bemerkenswert sei jedoch, dass er in einem Vorwort eines Gebetbuchs des Klerus folgendes Bibelzitat aufgeschrieben habe: „Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Nur auf dich sind unsere Augen gerichtet.“

Im Durcheinander des Lebens – „in Kirche und Welt, in Öffentlichem und Privatem“ – sei den Christen auch heute tief im Herzen bewusst, dass Gott nahe sei und er niemanden verlasse, sagte Weihbischof Boom. „Wir sind und bleiben Kinder unserer Zeit, mit Grenzen und Schwächen. Wir sind Fremde auf der Erde; wir können nicht alles. Aber wir sind Bürger des Himmels; Gott gibt uns, was wir brauchen.“

Abschließend dankte der irische Bischof O’Reilly, in dessen Bistum Kilmore Mullagh, der Geburtsort des heiligen Kilian liegt, für den wunderbaren Empfang in Deutschland. Seit rund einer Woche sei die rund 60-köpfige Delegation in Deutschland. „Am beeindruckendsten war die Prozession am Sonntag.“ Bischof O’Reilly wies auch darauf hin, dass die Situation der Kirche in Irland schwierig sei. „Deswegen ist es schön, mit euch zu feiern. Für uns ist das ein Zeichen der Hoffnung und des Glaubens an Gott.“

Im Anschluss an den Gottesdienst konnten sich die Wallfahrer noch einen Pilgersegen geben lassen. Danach gab es auf dem Kiliansplatz Zeit für Begegnung und Gespräch. Elisabeth Kerker ist aus Mömbris im Dekanat Alzenau angereist. „Es ist Tradition, dass ich an der Wallfahrt teilnehme. Der Gottesdienst im Dom ist mir wichtig, und man trifft auch viele Bekannte.“ Maria Anna Franz aus der Pfarreiengemeinschaft „Hochspessart, Heigenbrücken“ im Dekanat Aschaffenburg-Ost  freute sich über die große Zusammensein der Wallfahrer. „Die Gemeinschaft, das ist doch wirklich etwas Schönes. Außerdem ist man auch einmal außer Haus“, sagte sie.

bw (POW)

(2817/0754; E-Mail voraus)

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