Und immer wieder kommt auch die Religion ins Spiel. Ist sie vielleicht sogar die Ursache von allem und verantwortlich, dass es offensichtlich keinen Frieden gibt? Nicht wenige geben dieser Meinung recht.
Und im Evangelium scheinen sie bestätigt zu werden. Jesus spricht davon, dass er ein Feuer auf die Erde bringen will, das die Menschen bis in die innerste Familien hinein entzweien wird. Wirkt ein überzeugter Glaube wirklich wie ein Brandbeschleuniger für unsere Welt und ihre Krisen? Und wie passt das zur jesuanischen Weisung der Nächstenliebe?
Für Lukas ist das Feuer ein Bild für die Entscheidung für oder gegen Jesus: denn dessen Botschaft ist durchaus nicht harmlos und harmoniesüchtig. Sie fordert vielmehr zu einer entschiedenen Haltung auf, die nicht mit dem einfachen und bequemen Weg sucht, der alle Hindernisse meidet.
Jesu Verhalten ist oft eine Zumutung, weil er sich vehement einer Lebenshaltung entgegenstellt, die allzu schnell andere aussortiert, weil sie als minderwertig, unproduktiv oder ungeliebt angesehen werden. Glaube vernichtet nicht Leben, sondern will ihm Zukunft zusagen und Zukunft sichern. Nicht die Vernichtung, sondern die Läuterung hat Lukas also im Sinn, wenn er Jesus uns als „Brandstifter" vorstellt. Daran muss sich der Glaube von Christen messen lassen.
Für die Menschen um uns herum und in unserem Land ein würdiges Leben zu ermöglichen bedeutet, immer wieder konkrete Entscheidung zu treffen, die auch Unverständnis hervorrufen oder den Vorwurf einbringen „mit dem Feuer zu spielen".
Jesus will mit dem Feuer, das er auf die Erde bringen will, gerade nicht ihre Vernichtung und den Tod möglichst vieler Menschen, sondern er will dazu aufrufen, dass möglichst alle Menschen Feuer und Flamme werden für seine Botschaft der Liebe. Ja, auch das ist ein Aufruf zum Zündeln und zu einem Glauben, der diesem Feuer der Liebe noch viel mehr zutraut.
Klaus Becker
Diözesanreferent für Katechese