Man könnte fragen: Was jucken mich die unbekannten 100.000, die zufällig zur gleichen Zeit auf ihrer Matte stehen? Und trotzdem merke ich: Ein so simpler Satz wie "Was immer es ist, Du bist nicht allein damit", wirkt. Schon die Vorstellung einer anteilnehmenden Gemeinschaft baut auf und hält zusammen. Und die Vorstellung einer gleichgültigen oder gar feindseligen Umwelt kann niederschlagen und lähmen. Verbunden zu sein ist ein menschliches Grundbedürfnis und Einsamkeit ein großes gesellschaftliches Problem: jeder für sich, alle allein. Das macht Angst. Wie schaffen wir es, Beziehungen aufzubauen, die halten?
Das spielt sich mit Sicherheit nicht nur in Gedanken ab. Es braucht auch realen Kontakt, Begegnungen mit Leib und Seele. Doch die Gedanken sind auch nicht zu verachten. Denn was hilft mir die schönste Begegnung, wenn ich denke, dass die anderen mir gleichgültig sind oder übel wollen? Das mag zwar manchmal sein und dann ist es wichtig, sich darauf einzustellen oder sich und andere zu schützen. Doch allein sich vorzustellen, dass das Gemeinsame zählt und dass es eine Verbundenheit gibt, kann viel bewirken. Im persönlichen und im politischen Leben ist es das, was weiterbringt und zusammenhält.
Das alte Bild vom Leib Christi passt hier ganz gut. Es ist ein starkes Bild für Verbundenheit, das auf die gesamte Menschheit ausgeweitet werden kann. Es schafft die Vorstellung: Wir gehören zusammen, alle gehören dazu. Es zählt nicht nur das eigene, es zählt auch das Gemeinwohl. Und dafür können alle etwas tun und auf der Matte stehen, nicht nur zu Hause, auch in Kirchen, Vereinen, Moscheen, politischen Initiativen und an vielen anderen Orten.
Margit Binz, Pfarrerin für Ökumene, Dekanat Vorderer Odenwald