Aschaffenburg (POW) Auf eine „Ökumenische Schatzsuche in Aschaffenburg“ haben sich 16 Teilnehmer mit dem evangelisch-lutherischen Dekan Rudi Rupp, dem katholischen Dekan Wolfgang Kempf und Bildungsreferent Burkard Vogt gemacht. Bei einem Rundgang durch die Innenstadt am Freitag, 30. Juni, erzählten sie, wie der Glaube nach Aschaffenburg kam, wie sich die Konfessionen entwickelten und wie in den vergangenen Jahrzehnten über die Ökumene eine fruchtbare Partnerschaft entstanden ist. Zu der Veranstaltung hatten das Martinusforum Aschaffenburg und das Evangelische Bildungswerk Untermain eingeladen.
Ausgangspunkt des Rundgangs war die Stiftsbasilika. Hier erzählte Dekan Kempf von den Anfängen des Glaubens. „Mit dem Heiligen Kilian war die christliche Lehre an den Main gekommen“, sagte er. Nicht belegt sei, ob er tatsächlich auch in Aschaffenburg war. Die Kilianskapelle im Stadtteil Nilkheim, deren Ursprünge auf die erste Hälfte des achten Jahrhunderts zurückgehen, wäre ein Indiz dafür. Während sich der Glaube in der Stadt vor allem über die beiden „Urpfarreien“ – „Zu Unserer lieben Frau“ und „Sankt Agatha“ – verbreitete, habe die Stiftsbasilika mit ihrem direkten Bezug zum Mainzer Erzbischof immer eine besondere Rolle gespielt. Sie sei zum Zweitsitz der Mainzer Erzbischöfe und in den Zeiten der Reformationsunruhen sogar zweitweise zum Bischofssitz des Erzbischofs Albrecht von Brandenburg geworden, einem der katholischen Gegenspieler Luthers.
Dieser habe die von Luther verfassten Thesen hier per Post erhalten, erklärte Dekan Rupp im Innenhof des Schlosses. „Aschaffenburg ist zwar von den Geschehnissen berührt worden, der Protestantismus aber blieb noch lange Zeit vor den Stadttoren.“ Erst im 19. Jahrhundert sei mit der Christuskirche die erste evangelisch-lutherische Kirche in der Stadt gebaut worden. Wann es die ersten ökumenischen Bestrebungen gab, könne man nicht genau festmachen. Eine sogenannte „Ökumenische Bewegung“ ließe sich deutschlandweit ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts feststellen, als beispielsweise die Bahnhofsmissionen begannen, überkonfessionell zusammenzuarbeiten. Richtig Fahrt habe die Bewegung erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und des Ökumenischen Rats der Kirchen aufgenommen. In Aschaffenburg sei die ACK im Jahr 2002 auch auf Ortsebene gegründet worden.
Davor seien allerdings schon einige ökumenische Schätze gewachsen, einfach durch das gemeinsame Tun. Auf Ortsebene gebe es in vielen Pfarreien gemeinsame Gottesdienste und Aktionen. Der Weltgebetstag der Frauen oder der ökumenische Gottesdienst „Time Out“ lüden auch überörtlich zu liturgischen Feiern ein. An der Notfallseelsorge würden sich Seelsorger beider Kirchen beteiligen. Dekan Kempf informierte an einem öffentlichen Telefon über die ökumenische Telefonseelsorge am Untermain, die im vergangenen Jahr fast 15.000 Anrufe entgegennahm. Auch die Klinikseelsorge im Krankenhaus werde ökumenisch organisiert. Im ökumenischen Kirchenladen im Roßmarkt erfuhren die Teilnehmer von Cityseelsorgerin Eva Meder-Thünemann, dass der Laden über das Verkaufsangebot christlicher Artikel hinaus eine Anlaufstelle für die Menschen der Stadt ist.
Beim Abschluss des Rundgangs im Innenhof des Martinushauses gaben beide Dekane ein kurzes Fazit zum Stand der Ökumene in Aschaffenburg. Für Kempf ist die Ökumene geprägt von viel Wohlwollen und Wissen voneinander. „Wir haben hier das Bewusstsein, dass unter den momentanen gesellschaftlichen Bedingungen kein Weg daran vorbeigeht, am gleichen Strang zu ziehen mit dem, was wir als Verkündigung des Evangeliums meinen.“ Dekan Rupp, zurzeit auch Vorsitzender der lokalen ACK, sah es für die Zukunft als wichtigen Schritt, den Ökumenegedanken noch stärker in die kleineren christlichen Gemeinschaften einzupflanzen. Ein Metzger hatte zudem „katholische“ und „evangelische“ Bratwürste gemacht. Man könne feststellen, so heißt es in einem Buch über die fränkische Bratwurst von Heinrich Höllerl, dass in den evangelischen Gegenden Frankens eher die grobe und mit Majoran gewürzte Wurst zu finden sei, während in den katholischen Gegenden eher die gebrühte Wurst verbreitet sei, die mit Zitrone und manchmal auch etwas Wein verfeinert werde.
bv (POW)
(2717/0713; E-Mail voraus)
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