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Aschaffenburger Mutig-Preis für Pfarrer Boom

Die Bürger im Großraum Aschaffenburg hatten es der Jury leicht gemacht: mit einem eindeutigen Votum schlugen sie den Miltenberger Pfarrer Ulrich Boom für den „Mutig-Preis 2006“ vor. Die Auszeichnung war vor zwei Jahren Leben gerufen worden und soll Menschen überreicht werden, die sich durch mutiges und gemeinnütziges Verhalten hervorgetan haben. Mit dem überregionalen Preis wurde in diesem Jahr der katholische Bischof Dr. Franjo Komarica aus der Diözese Banja Luca in Bosnien - Herzigovina ausgezeichnet.

„Es braucht Menschen, die ihrem Gewissen folgen“, so forderte der Aschaffenburger Oberbürgermeister in seinem Grußwort. Und genau das kann man vom Miltenberger Pfarrer Ulrich Boom sagen. Er hatte am 22. Juli zwanzig Minuten lang die Glocken seiner Jakobuskirche läuten lassen und damit Kundgebung einer NPD-Jugendorganisation in seiner Stadt verhindert. Der Kapuzinerpater Felix Kraus, Guardian des Klosters in Altötting und noch durch seine Zeit in Aschaffenburg sehr mit dem Mutig-Preis verbunden, hielt die Laudatio auf den regionalen Preisträger. „Glocken sollen die Lebenden rufen, die Toten begleiten und Blitze brechen“, so erklärte Pater Felix in seiner Rede. Dies sei Pfarrer Boom in jeder Beziehung gelungen, denn den Lebenden seien sein Glockengeläut ein Friedenszeichen geworden, an die durch den Naziterror im zweiten Weltkrieg Gefallenen hätten sie erinnert und die Blitze, die sich in den Runenzeichen der Nationalsozialisten wiederfinden, hätten sich in Miltenberg nicht entladen können. Kraus äußerte sich zufrieden damit, dass die gegen Boom erhobene Anklage inzwischen fallen gelassen worden ist.
Boom nahm den Preis mit den Hinweis entgegen, dass Läuten alleine nichts hilft gegen das rechte Gedankengut. Unsere Gesellschaft müsse sich vor allem überlegen, wie sie den jungen Leuten helfen kann, damit sie nach Schule und Lehre den Rest ihres Lebens mit Sinn gestalten können. Dazu sollten die Glocken auch wach machen.
Die 500,-- €, die als Preisgeld mit der regionalen Auszeichnung verbunden sind, spendete Boom an den überregionalen Preisträger Bischof Dr. Franjo Komarica. Dieser musste in den Jahren 1992 - 1995 die Verfolgung der katholischen Bevölkerung seiner Diözese durch die bosnischen Serben miterleben. Dabei hat er "durch unerschrockenen und unermüdlichen Einsatz bewaffnete Konflikte größeren Ausmaßes verhindert“, heißt es in der Urkunde, die dem Bischof überreicht wurde. Die von ihm aufgebaute Caritas ließ in dieser Zeit allen Menschen gleich welcher Nationalität und Religion humanitäre Hilfe zuteil werden. Sein Ordinariat wurde in der Krisenzeit zu einem Hospital umgebaut, in dem alle behandelt wurden. Bischof Komarica verließ trotz großer Gefahr für Leib und Leben die Stadt nicht, weil er wusste, dass er für viele eine moralische Stütze war. In der Laudatio, wies Doris Pack, Abgeordnete im Europäischen Parlament, darauf hin, dass die Zustände in Bosnien - Herzegovina immer noch beklagenswert seien. „Bischof Franjo wird auch heute noch als Störenfried bezeichnet, wenn er die Ungerechtigkeiten benennt“, so die Politikerin.
Der Bischof betonte in seiner Dankesrede, dass mit diesem Preis auch seine vielen Mitarbeiter geehrt würden, von denen einige in den Krisenjahren ihr Leben lassen mussten. „Die Geschichte von Deutschland und die meines Landes muss uns lehren, wohin das Schweigen führt“, sagte er sichtlich bewegt. Er endete mit den Worten „Ich habe nicht die richtigen Worte, um meinen Gefühlen Ausdruck zu geben“, und stimmte deswegen ein einfaches kroatisches Danklied an. Seine Rede und sein Lied wurden von der Versammlung mit stehendem Applaus beantwortet.

Bischof Dr. Franjo Komarca und Pfarrer Ulrich Boom feierten am Sonntag in der Aschaffenburger Stiftsbasilika gemeinsam mit Pater Felix Kraus und Dekan Jürgen Vorndran ein Pontifikalamt.

Der Aschaffenburger Mutig-Preis versteht sich als „Bürgerpreis“, der nicht von einer Institution oder Organisation verliehen wird. Inspiriert von der Geschichte des Kapuzinerpaters Bernhard, der im Jahre 1631 die Stadt Aschaffenburg durch seinen mutigen Einsatz vor der Zerstörung gerettet haben soll, haben Wolfgang Gärthe und Harald Maidhof gemeinsam mit Kapuzinerpater Felix Kraus diese Auszeichnung ins Leben gerufen. Sie wollen damit zum Nachdenken anregen und Mut zur Zivilcourage machen. Die Preisträger erhalten eine Urkunde und einen silbernen Teller, der sich auf die Legende von Pater Bernhard bezieht.
In der Jury sitzen Vertreter aus Wirtschaft, Medien und Kirche, die Kosten für die Übergabe und das Preisgeld werden aus Spendengeldern finanziert. Der Preis wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben. Die nächste Preisverleihung ist im November 2008 geplant.