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Am seidenen Faden

Ein Bergsteiger ist alleine los gezogen um eine Steilwand zu bezwingen. Er vertraut dabei auf sein Können, seine Kraft und auf eine perfekte Ausrüstung. Das Unternehmen fordert ihn heraus und führt ihn an seine Grenzen. Als er abstürzt fängt ihn sein Seil auf und er beginnt von neuem den Berg hoch zu klettern.

Er kämpft mit der Wand und seinem Ehrgeiz bis er den Halt verliert und ein zweites Mal abstürzt. Jetzt hängt er hilflos an seinem Seil und kann sich nicht mehr rühren. Längst ist es Nacht geworden und er kann in der tiefen Dunkelheit nichts mehr erkennen. Er ruft – doch niemand hört ihn in der Einsamkeit des Berges. Schließlich beginnt er zu beten: „Gott hilf mir doch!“ Nach einiger Zeit glaubt er Stimmen zu hören, die von ihm verlangen, mit seinem Messer das Seil durch zu schneiden. „Welch ein Unsinn! Also hilft Gott doch nicht,“ denkt er! So hängt er ohnmächtig am Seil. Am folgenden Tag wird er gefunden – tot im Seil hängend. Die Helfer wundern sich sehr darüber, dass er in seiner Not nicht das Seil gekappt hat, denn er befand sich nur einen Meter über dem Boden.
So erzählt der spanische Kurzfilm „Am seidenen Faden“ eine Parabel auf den modernen Menschen, der vor allem sich, seinem Können und seinem Material vertraut; er äußerste Not bringt auch Gebet und Gott ins Spiel. Ich erinnere mich an das früher oft gehörte Wort: „Not lehrt Beten!“ Aber das Gegenteil stimmt: In der Not zeigt sich, wer Beten gelernt hat und glauben kann! Beides fällt nicht vom Himmel. Glauben meint nicht eine Extraration an Lebensmöglichkeiten, sondern die Grundhaltung des Vertrauens, das mein Leben durchzieht und sich bewährt, wenn es schwierig wird und ich an Grenzen komme.
Wenn Jesus am Ende der Bergpredigt das Gleichnis vom Hausbau erzählt, will er dazu auffordern, dem Leben einen Grund zu geben, der auch in schweren Zeiten trägt. Wer klug ist, wird sein Haus auf Fels bauen damit es Unwettern und Stürmen standhalten kann. Glauben heißt zu aller erst auf Gott zu vertrauen. Manchmal sind die Narren klüger als wir meinen. Sie stellen unser Leben in das Licht der Lächerlichkeit. Was wir oft für wesentlich halten ist nur Sand, der verweht. Klug aber ist, wer auf dem vertraut, was über allem Wortgeklingel hinaus sich als beständig erweist: die Bibel erzählt wie lange schon Gott selbst Treue zeigt, seinem Volk gegenüber und denen, die auf ihn vertrauen. Da findet sich die Spur, die über unser Leben hinaus geht und die Geschichte durchzieht. Wer auf Gott setzt, endet nicht am seidenen Faden. Ganz gewiss!

Klaus Becker, Diözesanreferent , Lohr am Main