Die Auferstehungsmomente voller Unschuld, in denen alles ganz einfach scheint, leicht und unbeschwert und die Welt neu ist und voller Verheißung. Und nichts Dunkles und Bedrückendes zu spüren ist. Es gibt diese Zeiten. Aber sie halten nicht ewig. So wenig wie das Kreuz. Als ich es aus der Verpackung nehme, halte ich plötzlich zwei Teile in der Hand. Es ist zerbrochen, noch bevor ich es auspacken kann.
Alles hat seine Zeit. Fast wie im richtigen Leben. Noch bevor ich das Schöne so richtig wahrnehmen oder auskosten kann, ist es oft schon wieder vorbei. Übertönt durch den nächsten Missklang. Überlagert vom nächsten Pflichtenberg. Oder zerbrochen durch schiere Wucht schlechter Nachricht. Aber dann sehe ich ein frohes Lächeln, höre ein freundliches Wort, spreche ein hoffnungsvolles Gebet. Im Licht dieser Hoffnung spüre ich, wie mein Last leichter wird. Ich bin nicht allein. Nicht unter den Menschen. Nicht ohne Gott.
Am Kreuz leuchten die goldenen Tropfen noch immer, auch wenn es zerbrochen ist. Die Verheißung bleibt. Ich füge die Teile zusammen; sie liegen fast nahtlos aneinander. Hoffnungsvoll trage ich Klebstoff auf. Im richtigen Licht ist die Bruchstelle fast unsichtbar. Alles eine Frage der Perspektive. Alles hat seine Zeit. Fast wie im richtigen Leben.
Stephanie Wegner, Ev. Pfarrerin Kreuzwertheim