Der Begriff Aberglaube beschreibe laut Breunig letztlich alles, was als Versuch gilt, mit Hilfe von eingebildeten, persönlichen und unpersönlichen Mächten dem eigenen Glück auf die Sprünge zu helfen. Er sei zum christlichen Glauben dadurch abzugrenzen, dass dort Gott als Wirkmacht hinter den Dingen steht. Die Grenzen zu Praktiken im Christentum seien allerdings fließend, wie zum Beispiel der Reliquienkult zeigt, der im 17. und 18. Jahrhundert regelrecht ausuferte, wie es der ehemalige Diözesanarchivar Dr. Norbert Kandler in seinem Beitrag zum Buch beschreibt. Folgerichtig widmet das Buch deshalb auch ein Kapitel dem Thema "Aberglaube contra Jahwe-Glaube". Der emeritierte Würzburger Domkapitular Dr. Heinz Geist geht da der Frage nach, inwiefern schon die Bibel eine Quelle für magisches Denken ist und warum es sich trotz klarer Aussagen, dass abergläubisches Denken und christlicher Glaube Gegensätze sind, immer wieder in der Kirchengeschichte solche magische Praktiken finden lassen.
Die Idee zu diesem Buch ist aus einer Ausstellung zum Thema "Aberglaube" im Kirchenburgmuseum Mönchsondheim im Jahr 2011 erwachsen. Statt eines Ausstellungskatalogs haben die fünf Autoren des Buches nun ihre Erkenntnisse auf 127 Seiten zusammengefasst. Die ausführlichen Beschreibungen verschiedenster Formen des Aberglaubens werden durch über 50 Abbildungen ergänzt.
Auch wenn die aufgeführten Quellen vorwiegend aus Unterfranken sind, lassen sich die Erkenntnisse durchaus verallgemeinern. Es liest sich unterhaltsam, wenn Judith Bornemann zum Beispiel Praktiken rund um die Eheschließung zusammenfasst, die viel mit magischem Denken zu tun haben. So soll das laute gepolter am Polterabend zum Beispiel böse Geister und Dämonen austreiben. Und Margarete Klein-Pfeuffer weist nach, dass auch evangelische Christen frei waren von abergläubischen Praktiken, obwohl Martin Luther diese als Zeichen mangelnden Gottvertrauens brandmarkte. Und es gibt auch eine sehr ernste Seite dieses Themas, schließlich hatte auch die Hexenverfolgung ihren Ursprung in der Vorstellung von einer Welt, die von Geistern und Dämonen durchdrungen ist.
Die Lektüre des Buches macht deutlich: der christliche Glaube baut auf ein vertrauendes und freies Verhältnis zwischen Mensch und Gott während sich der Aberglaube "heidnische Mächte" dienstbar machen will.
Das Buch "Jetzt schlägts 13 - Zur Geschichte des Aberglaubens in Unterfranken" von Judith Bornemann, Angelika Breunig, Margarete Klein-Pfeuffer (Hrsg.), ist im Echter-Verlag erschienen und kostet 12,95 €
Einen Radiointerview mit Herausgeberin Angelika Breunig finden sie hier: