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Aber Hallo!

Unter den vielen ermutigenden und gut gemeinten Glückwünschen ins neue Jahr vor allem von Seiten der Kirchen und der politischen Öffentlichkeit fehlte mir ein ganz banaler Wunsch: dass Menschen wieder anfangen sich zu grüßen.

Einen Menschen grüßen, heißt: ihn wertschätzen, ihm Anerkennung und Ansehen geben. Doch die alltägliche Hetze, die zugestöpselten beschallten Ohren, der Blick auf die neueste Message auf dem Smartphone, aber auch die innere Gleichgültigkeit gegenüber dem Nächsten bedingen eine erschreckende Unachtsamkeit, die völlig übersieht, dass wir in Beziehung leben, sogar in lebensnotwendigen Beziehungen. Ich erinnere mich an die Herzlichkeit beim Grüßen in orientalischen Ländern, an Zurufe wie:„Gott möge dich schützen!" oder „Friede!" „Friede sei mit Dir!" oder an das Verneigen voreinander im Indischen mit dem Gedanken: „Das Heilige in mir grüßt das Heilige in dir".
Im Westen scheint als äußerster Gruß das gelegentliche „Hallo" übrig geblieben zu sein, ein im Grunde nichtssagendes flüchtiges Wort, das wohl dem gesichtslosen Telefonieren entlehnt ist. „Hallo!" war kurioserweise das erste gekrächzte Wort, das Edison, der Erfinder des Phonographen aufzeichnete und wiedergab. Wir sind keine Phonographen.
Jeder Gruß, den wir oft so unachtsam in den Mund nehmen, beinhaltet eine frohe Botschaft an die Menschen, denen wir begegnen: Unser bayerisches „Grüß Gott" meint: „Gott segne dich", „Ciao", gleichbedeutend mit „Servus", bedeutet: „Ich steh dir zu Diensten.", „Salut!", Saludos" „Heil und Segen!", „Bonjour" beinhaltet das Wort „jour", das „Tag" bedeutet und ein Beiname für Jesus Christus ist, „der neue Tag".
In dem vor uns liegenden Jahr sollten wir mehr auf das bewusste Grüßen achten und dem abgeschliffenen „Hallo" zumindest etwas hinzufügen. Die Motivation für einen Christen, den Nächsten wahrzunehmen, wurzelt in seinem Menschen -und Gottesbild: Gott lebt in uns: „Gott ist mir näher als ich mir selber bin. Mein Wesen hängt daran, dass Gott mir nahe und gegenwärtig ist", schreibt Meister Eckhart. Das Grüßen des Nächsten ist religiös auch darin begründet, dass der Mensch Ebenbild Gottes ist. Seine Ebenbildlichkeit zeigt sich darin, dass der Mensch gut und barmherzig sein soll wie Gott gut und barmherzig ist. Das ist eine tägliche Einladung.

Peter Spielmann
Pastoraler Mitarbeiter in Obernau