Würzburg (POW) 3787 Frauen und Männer haben im Jahr 2022 die zehn Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) des Bistums Würzburg zu Beratungsgesprächen aufgesucht. Insgesamt 1970 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren waren in den erbrachten Beratungen mitbetroffen. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht hervor. Ob Politik, Gesellschaft oder Kirche, „wir leben in einer Zeit sehr schneller und tiefgreifender Veränderungen in fast allen Bereichen“, schreibt Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, im Vorwort. „Bei all den Veränderungen, bei allen wirtschaftlichen Sorgen oder Personalmangel in vielen sozialen Bereichen sind Orte der menschlichen Zuwendung und gelebter Solidarität im Alltag umso wichtiger. Es braucht Räume zum Atemholen, es braucht Verständnis und Ermutigung.“ Er sei sehr froh und dankbar, „dass wir als Bistum in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung ein wertvolles Angebot der Kirche für die Menschen haben und danke allen von Herzen, die in den Einrichtungen diesen Dienst übernehmen“, betont Krämer.
Die Beratung steht jedem offen, unabhängig von Konfession, Nationalität, Weltanschauung, Familienstand oder geschlechtlicher Orientierung, betont die EFL auf ihrer Homepage. Deutlich mehr Frauen als Männer nutzten das Beratungsangebot: 2231 Frauen (59 Prozent) gegenüber 1556 Männern (41 Prozent). 49 Personen nutzten das Angebot der Online-Beratung. Die meisten Beratungsfälle wurden in der Region Schweinfurt (1240) bearbeitet, dahinter kamen Würzburg (1120) und Aschaffenburg (1000). Insgesamt wurden 15.634 Beratungsstunden geleistet. Im Vordergrund standen dabei die Paarberatung (57 Prozent) und die Einzelberatung (40 Prozent). 83 Prozent der Beratungen fanden in Präsenz, 14 Prozent als Telefon- oder Videoberatung und drei Prozent als Onlineberatung per Chat oder E-Mail statt. Die Videoberatung sei mit fünf Prozent ein gefragtes Angebot geblieben, trotz der im Jahr 2022 wieder durchgehend möglichen Präsenzberatung. Aufgrund der Corona-Pandemie seien Gruppenangebote 2022 weiterhin nur eingeschränkt möglich gewesen. 68 Prozent aller Beratungsfälle seien nach fünf oder weniger Gesprächskontakten beendet gewesen.
Neben der regulären Beratungsarbeit gab es in 2022 auch wieder Angebote für spezielle Zielgruppen. So bietet die Beratungsstelle Aschaffenburg auch Beratung auf Englisch, Französisch und Spanisch an, die Beratungsstelle Miltenberg auf Englisch. Bei Bedarf vermitteln die Koordinationsstellen der Sprach -und Kulturvermittler(innen) der Stadt und das Landratsamt Aschaffenburg Übersetzer. Bei der Beratungsstelle Schweinfurt wird weiterhin „Kultursensible Beratung“ in türkischer Sprache im Rahmen von acht Wochenstunden angeboten. Die „regelmäßige und weiterhin steigende Nachfrage“ zeige, dass dieses Angebot einen wertvollen „Mehrwert“ für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund leiste. Die EFL-Beratungsstelle Würzburg bietet unter anderem auch Beratung für Paare in der Justizvollzugsanstalt Würzburg sowie Beratung in Gebärdensprache für Menschen mit Gehörbeeinträchtigung beziehungsweise Gehörlosigkeit an.
In der Beratungsstelle Schweinfurt spüre man die Belastungen durch die Folgen äußerer Krisen, wie der Corona-Maßnahmen oder des Ukraine-Kriegs. „An der Beratungsstelle nehmen wir die zunehmende Überlastung und Verunsicherung vieler Menschen anhand der deutlichen Zunahme an Anmeldungen wahr“, heißt es im Jahresbericht. Die Wartezeit auf einen Erstgesprächstermin könne bis zu zwölf Wochen betragen. Hinzu komme der in der Diözese eingeleitete Sparprozess, der sich in Form sich limitierender Beratungsstunden auswirke.
67 Prozent der Klienten waren zwischen 30 und 59 Jahre alt. 16 Prozent waren älter als 60 Jahre und sechs Prozent jünger als 30 Jahre. Bei der Online-Beratung waren die 30- bis 59-Jährigen mit 61 Prozent ebenfalls die größte Gruppe, gefolgt von den unter 30-Jährigen (18 Prozent) und den über 60-Jährigen (ein Prozent). Ein Fünftel machte keine Angaben zum Alter.
Die EFL ist mit zehn Beratungsstellen in der Diözese Würzburg vertreten: Beratungsstelle Aschaffenburg mit den Nebenstellen Alzenau und Miltenberg, Beratungsstelle Schweinfurt mit den Nebenstellen Bad Kissingen, Bad Neustadt und Haßfurt sowie die Beratungsstelle Würzburg mit den Nebenstellen Lohr am Main und Kitzingen. Mit rund 1,8 Millionen Euro trug die Diözese Würzburg 80 Prozent der Kosten für die Beratungsstellen. Der Freistaat Bayern gab 242.349 Euro an Zuschüssen (elf Prozent), die Kommunen und Kreise 154.390 Euro (sieben Prozent). Die Spenden von Klienten betrugen rund 51.500 Euro (zwei Prozent).
Erhältlich ist der Jahresbericht 2022 bei den Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Aschaffenburg, Telefon 06021/21189, in Schweinfurt, Telefon 09721/702581, in Würzburg, Telefon 0931/38669000, sowie im Internet unter www.eheberatung-wuerzburg.de.
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