Kürzlich war die berühmte Bergpredigt im Gottesdienst zu hören: „Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet ...“ In ihrer Herausforderung oder gar Provokation verliert diese Botschaft über all die Jahre nichts. Aktuell und für jeden Menschen relevant ist sie ohnehin. Vor allem denkt man sich beim Hören: „Wie soll das gehen? Das ist doch unmöglich!“ Wir werden wohl nicht dahin kommen, völlig sorglos zu leben. Das meint Jesus auch nicht. Vielmehr nimmt er wahr, dass uns die Sorgen immer wieder über den Kopf wachsen, sich zu Ängsten steigern und uns die Freude am Leben rauben. Das aber muss nicht passieren, meint er. Wenn man seine „Ratschläge“ mit weltlicher Ratgeberliteratur vergleicht, wie man sie zum Thema Sorgen zahlreich aus den Regalen der Buchhandlungen ziehen kann, stellt man Parallelen fest. Nicht verwunderlich, bei einem allgemein-menschlichen Thema. So sein Hinweis, dass alles Kopfzerbrechen die Realität nicht ändert: „Wer kann sein Leben durch Sorgen verlängern?“ Sein entlastender Blick auf die sorglose, weil instinkthaft und nicht zukunftsorientiert lebende Tierwelt: „Seht die Vögel unter dem Himmel an... euer himmlischer Vater ernährt sie.“ Aber auch seine realistische Einschätzung, dass trotz allem jeder Tag sein Maß an „Plage“ behalten wird. Doch aus dem Rahmen fällt sein Rat: „Euer Vater im Himmel weiß, dass ihr all dessen bedürft.“ Das weitet unseren Horizont und fragt uns, wie wir uns verstehen: als letztlich auf uns allein Gestellte? Oder als Kinder eines guten, schützenden, sorgenden Vaters und Schöpfers? Dieses Vertrauen, bei Gott gut bekannt und geborgen zu sein, wünsche ich Ihnen und mir immer wieder! Dann gehen die Sorgen nicht ganz fort, aber verlieren ihr Gewicht.
Till Roth, evangelischer Dekan in Lohr am Main