Zwischen den leuchtenden Farben und dem Hin und Her meiner Gedanken fliegt ein Schmetterling eine Schleife vor meinen Augen. Er landet auf dem verzinkten Ring am oberen Teil des Pavillons. Es ist ein Admiral, ein eindrucksvolles Exemplar. Weit breitet er seine Flügel aus. Er genießt die Wärme und tankt neue Kraft. Auf seinen Flügeln ein prachtvolles Tattoo: Ein schwarz glänzender Kreis, umrahmt von strahlend orangefarbenen Bändern. Der Admiral kommt mir vor wie ein Himmelsbote. Vielleicht will er mir und den Menschen, die trauern, sagen: Auch eure Dunkelheiten sind umfangen von der Liebe Gottes. Die leuchtenden Bänder auf meinen Flügeln tragen die Verheißung, dass Schmerzen, Tod und Grab nicht letzte Wirklichkeiten sind. In meinem Lebensrucksack trage ich diese Erfahrung: Auch an Tagen, an denen sich die österliche Sonne zu verstecken scheint, sendet sie erste Strahlen, die es zu entdecken gilt: Kleine Zeichen des Lebens. Sie lassen mich die große Liebe ahnen, in der wir alle verwandelt werden. Bis dahin wird uns allen zugemutet, durch die Trauer zu gehen. Bis dahin gilt es, Ressourcen zu sammeln und die leuchtenden Augenblicke wahrzunehmen auf unseren Alltagsstraßen.
Wir dürfen das Leben und die Liebe feiern. Und unsere Trauer, Klage und Wut dürfen wir Gott entgegenhalten. Vielleicht können wir dabei spüren, dass er sie mit uns teilt und mit uns weint. Menschen gehen uns voraus. Im Herzen tragen wir sie mit uns. Daran glaube ich: Einmal werden wir uns in die Arme nehmen, frei und in neuer Gestalt, von göttlicher Liebe ummantelt. Da schwingt sich der Admiral von seinem Halteplatz. Er dreht noch ein paar Schleifen. Durch den oberen Ring des Pavillons, der durch eine goldene Kugel gekrönt ist, fliegt er in den blauen Himmel.
Burkhard Fecher, Gemünden, Pastoralreferent i.R.