Eine Rundreise machen und meine Freunde und Freundinnen besuchen. Mal wieder für längere Zeit eine Atempause im Kloster einlegen. Ach, da fiele mir noch so vieles ein! Denn nie reicht mir die Zeit in einem normalen Jahr. Immer bleibt so viel übrig, was ich hätte tun müssen, tun wollen. Wie verführerisch ist da der Gedanke, ich könnte zusätzliche Zeit bekommen! Aber natürlich funktioniert das nicht so.
An einem Schalttag oder in einem Schalt-Monat muss ich ganz normal arbeiten, und sehr wahrscheinlich werde ich nichts davon tun, was ich mir erträume für den Tag, wenn ich einmal viel Zeit habe. Eigentlich schade. Aber der Schalttag im Februar und der jüdische Schalt-Monat im Frühjahr lassen mich nicht los: Was, wenn ich jeden Tag und jeden Monat als geschenkte Zeit sehen könnte? Wenn ich nicht alles schon Monate im Voraus verplanen würde, sondern mir Zeit lassen würde für das, was mir wichtig ist - oder für das, was außerplanmäßig wichtig werden könnte?
In der Bibel finde ich eine Stimme, die mitten im größten Stress zu Gott sagt: „Ich verlasse mich auf dich, Gott. In deiner Hand liegt meine Zeit.“ (Psalm 31,15-16). Ich kann nicht „mehr“ Zeit machen, aber ich kann anders damit umgehen - achtsam, wie mit einem kostbaren Geschenk. Vielleicht könnte das mehr Gelassenheit bringen, langen Atem, vielleicht sogar Glück. Im jüdischen Kalender gilt der Monat Adar - der Monat, der in Schaltjahren verdoppelt wird - als besonderer Glücksmonat. Und das Jahr mit dem zusätzlichen Monat wird „schwangeres Jahr“ genannt. Ich nehme mir also vor, guter Hoffnung in das neue Jahr zu gehen!
Dr. Ursula Silber, Rektorin für Bildung & Konzeption im Martinushaus